Bericht: Pariser Terroristen waren deutschen Behörden bekannt

Die beiden "Charlie Hebdo"-Attentäter waren den deutschen Sicherheitsbehörden offenbar als gewaltbereite Islamisten bekannt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Nach Informationen der "Welt am Sonntag" hatten sie die Namen der Männer in den Computern gespeichert. US-Geheimdienste unterrichteten laut des Berichts die Partner in Europa und auch die Deutschen darüber, dass einer der beiden Terroristen im Jahr 2011 im Jemen in einem Terrorcamp von Al-Qaida ausgebildet wurde. Er soll sich demnach auch im Sultanat Oman aufgehalten haben, wo die Gesetze der Scharia gelten.

Die Mörder von Paris hatten allerdings keine Kontakte in die deutsche Dschihadisten-Szene. Das berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise in Berlin. "Unsere französischen Kollegen teilten uns mit, dass die erfasste Kommunikation keine deutsche Kennung hat. Es wurden auch keine Telefonate mit der deutschen Vorwahl 0049 registriert", sagte ein einflussreicher Beamter gegenüber der Zeitung. Die Anschlagsgefahr ist nach Angaben aus Berliner Sicherheitskreisen in Deutschland gestiegen, da man nun Nachahmer fürchten müsse. Die Polizei und die Geheimdienste hätten zu wenig Personal, um alle als besonders gefährlich eingestuften Dschihadisten lückenlos zu überwachen.

Etwa 550 von ihnen sind in jüngster Zeit nach Syrien oder dem Irak ausgereist. Rund 180 davon sollen zurückgekehrt sein. Eine lückenlose Überwachung würde Tausende zusätzliche Sicherheitskräfte erfordern.

An diesem Sonntag wird Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) von seinem französischen Amtskollegen Bernard Cazeneuve in Paris empfangen. Gemeinsam mit den EU-Amtskollegen will er eine Erklärung zu dem Terroranschlag abgeben. Zudem soll über erste Konsequenzen und Maßnahmen beraten werden. Im Gespräch ist nach Informationen der "Welt am Sonntag", dass die EU-Staaten das bislang nicht umgesetzte Abkommen über den Austausch von Fluggastdaten rasch auf den Weg bringen. Das Thema soll beim nächsten regulären Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs am 12. Februar in Brüssel eine Rolle spielen. Fluggesellschaften speichern sogenannte PNR-Daten (Passenger Name Record). Dazu gehören sämtliche Buchungs- und Flugdaten mit bis zu 60 Einzelangaben wie beispielsweise Anschriften, Email-Adressen und Kreditkartennummern der Fluggäste. Europäische Sicherheitsbehörden wollen so künftig Profile über Reisen anlegen. Sie hoffen, dadurch vor allem verdächtige Bewegungen von Kämpfern aus dem Irak und Syrien, die nach Europa zurückkehren wollen, frühzeitig auszumachen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.01.2015

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