Birma verwarnt vor der Wahl kritische Zeitungen

In Birma hat die Staatsspitze vor der für den 1. April angesetzten Wahl mehrere Zeitungen wegen kritischer oder satirischer Berichte verwarnt.

Naypyidaw (dts Nachrichtenagentur) - Die Herausgeber der oppositionellen Zeitungen Toetakyay und D-Wave mussten vor der Medienaufsichtsbehörde PSRD erscheinen, beklagt die Organisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG). Noch in der vergangenen Woche hatte der birmanische Informationsminister Kyaw Hsan versprochen, mehr Freiheit in der Berichterstattung zuzulassen. "Diese Doppelzüngigkeit muss aufhören", sagte ein ROG-Sprecher am Donnerstag.

Die Zeitung Toetakyay hatte den Übergang von der Militärherrschaft zu einer Zivilregierung Ende Februar mit einem ironischen Kommentar bedacht und den ehemaligen Militärführer Ne Win darin als "Ungeheuer" bezeichnet. Nach Angaben des exil-birmanischen Nachrichtenportals Mizzima News beanstandete die PSRD diese und andere Passagen als "obszön" und "nicht im Einklang mit der Politik der Behörde" stehend. Herausgeber Naing musste sich schriftlich dazu verpflichten, künftig mehr auf die Wortwahl in der Zeitung zu achten.

Das Magazin D-Wave hatte am 6. Februar eine Karikatur über die Medienaufsichtsbehörde veröffentlicht. Die Zeichnung zeigt eine Zeitung mit dem Titel "Pressefreiheit", die nicht in den "demokratischen Himmel" aufsteigen kann, weil eine Kette namens Medienaufsicht sie daran hindert. Daneben gab es allerdings auch Hoffnungszeichen: Der Sender "Demokratische Stimme Birmas" berichtete am Mittwoch, das Verleumdungsverfahren gegen die Wochenzeitung Modern Weekly und deren Reporter Thet Su Aung sei eingestellt worden.

Modern Weekly hatte in einem Bericht Straßenreparaturen in der Gegend um Mandalay kritisiert. Der Kläger, ein Bauingenieur der Regierung, zog die Klage nun überraschend zurück. Kyaw Yin Myint, Vertreter von Modern Weekly, äußerte sich erfreut über diese Entwicklung.

Die Regierung versuche offenbar, ihr Verhältnis zu den Medien zu verbessern, sagte Myint. In einem zweiten Verleumdungsprozess gegen die Wochenzeitung The Voice wurde die Anhörung vertagt. Sie sollte ursprünglich am 22. März stattfinden, ein neuer Termin steht noch nicht fest. Für den 1. April sind in Birma Nachwahlen zum Parlament angesetzt, bei denen erstmals auch die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi als Kandidatin zugelassen ist. Die 66-Jährige war wenige Tage nach der Parlamentswahl am 7. November 2010 nach 15 Jahren aus dem Hausarrest entlassen worden.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 29.03.2012

Zur Startseite