Bundesärztekammer will jeden PID-Fall von Kommission prüfen lassen

Die Bundesärztekammer rechnet mit einer begrenzten Freigabe der umstrittenen Präimplantationsdiagnostik (PID) und reklamiert ihre Zuständigkeit für die konkrete Ausgestaltung.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Diesen Schwenk in der bisherigen Position der Ärztevertretung erläuterte der Vizepräsident der Kammer, Frank Ulrich Montgomery, im Nachrichtenmagazin "Focus". "Wenn der Bundestag ganz klar sagt, dass er die Präimplantationsdiagnostik will, kommen für mich als Vertreter der Bundesärztekammer nur Kommissionen in Frage, an denen Reproduktionsmediziner, Juristen, Ethiker und Religionsvertreter gleichermaßen beteiligt sind." Die Kommissionen müssten "eine Einzelfallprüfung und eine Beratungsfunktion übernehmen".

Ein Katalog von genetischen Defekten, nach denen die Erlaubnis zu erteilen sei und solchen, die eine Untersagung nach sich zögen, lehnte Montgomery ab. Das würde Menschen stigmatisieren, die mit diesen Leiden leben. Montgomery bekräftigte in "Focus" seine ethisch-moralische Ablehnung des Embryonentests nach künstlicher Befruchtung.

Es sei "eine Tatsache, dass wir von ethischen Prinzipien wie bei einer Salamistange Stück für Stück abschneiden". Einmal freigegeben, lasse sich die PID "auf Dauer nicht mehr in irgendwelchen Grenzen gefangen halten", so Montgomery. In dem Verfahren stecke "ein selektierender Ansatz. Embryonen mit genetischen Voraussetzungen, die man nicht will, werden verworfen und vernichtet". Der Direktor der Münchner Universitätsfrauenklinik und Klaus Friese, befürwortete in "Focus" die Durchführung von PID bei unheilbaren Krankheiten wie zystischer Fibrose und Muskeldystrophie. Nach den Kriterien, nach denen er eine Zulassung der Testmethode fordert, würden sich in Deutschland nur "100, 120 Fälle pro Jahr" ergeben, sagte der neue Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.11.2010

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