Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen mutmaßlichen syrischen Agenten

Die Karlsruher Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen einen mutmaßlichen Mitarbeiter des syrischen Nachrichtendienstes erhoben.

Karlsruhe (dts Nachrichtenagentur) - Dem 35-jährigen Akram O. aus Berlin wird "geheimdienstliche Agententätigkeit" in 35 Fällen vorgeworfen, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorab. Seit 2008 soll O., der bis zu seiner Verhaftung im Februar als Zivilangestellter in der syrischen Botschaft in Berlin tätig war, seinen Führungsoffizier regelmäßig mit Informationen aus Deutschland versorgt haben. Laut Anklage kundschaftete O. vorwiegend syrische Oppositionelle in der Bundesrepublik aus, lieferte aber auch Details über Parteien und politische Stiftungen.

Unter anderem habe O. mit Komplizen bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Syrien-Konflikt im November 2011 heimlich Bild- und Tonaufnahmen gefertigt, die er kurz darauf persönlich nach Damaskus transportiert habe. Zudem soll der mutmaßliche Agent Informationen über einen oppositionellen syrischen Arzt aus Berlin weitergegeben haben, dessen Angehörige später in Syrien vom Geheimdienst vernommen worden seien. Offenbar wollten die Syrer auch deutsche Sicherheitsbehörden infiltrieren: Ende 2010 bewarb sich O. den Ermittlungen zufolge beim Bundesverwaltungsamt als Jurist.

Als bevorzugte Arbeitsstelle gab er das für Spionageabwehr zuständige Bundesamt für Verfassungsschutz an. Seine Bewerbung wurde jedoch abgelehnt. Die Bundesanwälte gehen davon aus, dass O. Teil eines Agentenrings war, der aus der syrischen Botschaft in Berlin heraus gesteuert wurde.

Neben O. verfolgen die Ermittlungsbehörden vier weitere mutmaßliche Agenten. Auf "Spiegel"-Anfrage erklärten die Anwälte von Akram O., dass ihr Mandant ihnen gegenüber die Vorwürfe bestritten und von Missverständnissen gesprochen habe.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 29.07.2012

Zur Startseite