Bundesbank-Vize Lautenschläger: "Keine europäische Bank vor erheblichen Verlusten gefeit"

Nach Ansicht der Bundesbank-Vize Sabine Lautenschläger ist keine europäische Bank vor erheblichen Verlusten geschützt, wenn sich die Staatsschuldenkrise dramatisch zuspitzt.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Die Vize-Präsidentin der Bundesbank sagte im Interview des Nachrichtenmagazins "Focus", das beträfe auch die deutschen Geldhäuser. Insgesamt seien diese aber stabiler als noch vor drei Jahren. "Die deutschen Institute sind heute widerstandsfähiger als bei der letzten Krise."

Sie hätten Risiken abgebaut, Kapital aufgenommen und sich mit Liquidität voll gesogen. Lautenschläger sagte, sie sehe keine Anzeichen dafür, dass Sparer Geld aus Deutschland abzögen und ins Ausland brächten. "Derzeit fließt Geld nach Deutschland, es fließt nicht ab. Wir gelten als sicherer Hafen", so Lautenschläger. Bezüglich der europäischen Pläne, eine europäische Bankenaufsicht zu etablieren, sagte sie "Focus": "Ich stelle mir die Frage, ob eine europäische Aufsicht die Staatsschuldenkrise hätte verhindern können." Die oberste deutsche Bankenprüferin sagte "Focus", die Aufsicht könne bei Risiken heute viel früher eingreifen: Nämlich dann, wenn eine Gefahr drohe, und nicht erst, wenn sie sich fast realisiert hätte.

Die Aufsicht mache davon auch Gebrauch. "Banken beschweren sich auch hier und da." Aber die Bankenmanager seien sich bewusst, "dass die Zeit der Deregulierung vorbei ist".

Es sei jedoch kaum möglich, jegliche illegale Zockerei zu verhindern. "Auch in Deutschland werden Regeln gebrochen", so Lautenschläger. Für die Zukunft der Banken in Deutschland erwartet sie, "dass der Wettbewerb härter wird und letztlich für eine Auslese" sorge. Denn die deutschen Banken hätten ihr lukratives, aber ebenso riskantes Investment-Banking auf eigene Rechnung aufgegeben. Sie konzentrierten sich mehr auf ihre Kernfelder wie das Privat- und Firmenkunden-Geschäft.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 01.07.2012

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