Bundesbank-Vorstand Dombret fordert Euro-Länder zu weiteren Reformen auf

Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret warnt davor zu glauben, dass nach der Ressourcenaufstockung des Internationalen Währungsfonds (IWF) die europäische Schuldenkrise nun gelöst sei.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Bundesbank sei bereit, ihren Beitrag in Form einer Kreditlinie von bis zu 55 Milliarden Dollar für die IWF-Ressourcen zu leisten, sagte Dombret der Tagsezeitung "Die Welt" (Montagausgabe). "Allerdings gebe ich zu bedenken, dass keine Brandschutzmauer je hoch genug sein kann, um alle denkbaren Negativszenarien abzudecken." Derartige Schutzvorrichtungen könnten Ländern nur helfen, vorübergehend Zeit zu gewinnen - "Zeit, die die betroffenen Länder dann aber auch nutzen müssen, um ihre wirtschaftlichen Probleme durch entschlossene Reformen anzugehen", so Dombret.

Auch Top-Ökonomen begrüßten die erhöhte Feuerkraft des IWF. "Die Erhöhung der Interventionsmittel stärkt die Glaubwürdigkeit der europäischen Strategie gegen die Krise", sagte der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, der Zeitung. Das Geld gebe den Schuldenländern Zeit, notwendige Reformen durchzuführen. Auch der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, unterstützte die Entscheidung.

"Als Antwort auf die europäischen Sparanstrengungen und dem Fiskalpakt kann man die Aufstockung des IWF positiv sehen. Es wirkt vermutlich vorübergehend marktberuhigend", sagte Hüther der "Welt". Langfristig müssen die Staaten der Währungsunion aber ihre Angelegenheiten selber in die Hand nehmen.

"Dort muss die Anpassung geleistet werden, und sie läuft ja auch an, wie die Leistungsbilanzströme - sinkende Importe, steigende Exporte, Zunahme der Marktanteile und die sinkenden Preise, zeigen." Regierungsberater Clemens Fuest sieht die Aufstockung dagegen eher skeptisch. "Ich bin kein genereller Gegner dieser Aufstockung, allerdings halte ich die Rettungsschirme für überschätzt und sehe die Gefahr, dass dabei die eigentlichen Herausforderungen den Hintergrund gedrängt werden."

Das Risiko für den deutschen Steuerzahler sei allerdings gering. "Die Kredite des IWF sind gegenüber anderen vorrangig, insofern kann man davon ausgehen, dass sie auch zurückgezahlt werden."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.04.2012

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