Bundesbankpräsident warnt vor ungeordneter Insolvenz Griechenlands

Sollte Griechenland sich nicht doch noch an die Vereinbarungen mit den anderen Euro-Staaten halten, dann droht dem Land schon in Kürze eine Staatspleite mit unabsehbaren Folgen.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Davor warnt Bundesbankpräsident Jens Weidmann in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus. "Wenn ein Mitgliedsland der Währungsunion beschließt, dass es Verpflichtungen nicht erfüllt und die Zahlungen an Anleihegläubiger einstellt, dann ist eine ungeordnete Insolvenz nicht zu vermeiden", sagte Weidmann. "Die wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen für Griechenland wären gravierend."

Auf die Frage, ob eine Staatspleite unmittelbar bevorstehe, sagte der Bundesbank-Chef: "Offenbar haben die Regierungen der anderen Länder den Eindruck, es könnte noch eine Lösung erreicht werden. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Es wird knapp."

Die Verantwortung für die prekäre Lage Griechenlands sieht Weidmann bei der Regierung von Alexis Tsipras: "Bis zum Herbst hat sich eine Besserung der Wirtschaftslage abgezeichnet, aber die neue Regierung hat viel Vertrauen verspielt." In dem Interview sprach sich der Notenbanker auch gegen neue Hilfen der Europäischen Zentralbank für Athen aus: "Ich bin gegen eine Ausweitung der Notfallkredite." Es träfe auch nicht zu, so der Bundesbankpräsident, dass Athen seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr stemmen könne: "Das Argument mit der finanziellen Überforderung kaufe ich nicht."

Zwar seien die griechischen Staatsschulden sehr hoch; durch die Zinssenkung und Streckung der Rückzahlungen sei die Last aber verkraftbar. "Die griechische Zinslast im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung ist im laufenden Jahr zum Beispiel niedriger als in Italien, Portugal oder Irland." Zu den öffentlichen Auftritten von Finanzminister Yannis Varoufakis meinte Weidmann: "Generell habe ich den Eindruck, dass die Aussagen einiger griechischer Regierungsmitglieder von Tag zu Tag und auch je nach Publikum sehr unterschiedlich sein können. Das schafft am Ende kein Vertrauen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.03.2015

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