Bundespräsident Wulff lobt Fußball-Patriotismus

Die Sprachlosigkeit über das Ausscheiden der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft ist nach Ansicht von Bundespräsident Christian Wulff anhaltender als bei den Männern 2006 und 2010.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Bei dieser WM im eigenen Land sitzt die Enttäuschung deshalb so tief, weil kaum jemand darauf vorbereitet war", sagte Wulff im Interview der "Frankfurter Rundschau" (Samstagausgabe). Als Gründe für das Aus nannte er vor allem die professioneller gewordene Konkurrenz, die aber im Vorfeld kaum jemand wahrgenommen habe. "Warnungen kamen vorher von Silvia Neid. Aber das wurde als Zweckpessimus ausgelegt. Ich kenne das auch aus Wahlkämpfen", sagte Wulff, der auch Schirmherr der Frauenfußball-WM ist. Um die Begeisterung beim kleinen Finale am Samstag und beim Finale am Sonntag macht er sich dennoch keine Sorgen.

"Da wird sich Deutschland wieder als vorbildliche Sportnation zeigen, die sich mit anderen freuen kann. Die Geschichte hat uns Deutsche ausgewogener gemacht, weniger nationalistisch, zum Glück sind wir vor allem seit der WM 2006 wieder patriotisch und stolz auf unsere staatlichen Symbole." Als störend und ärgerlich bezeichnet Wulff dagegen Klischees, wie, "Frauenfußball sei Lesbensport", die nach wie vor kursierten.

"Das ist doch plattes Chauvi-Gerede. Es gibt homosexuelle Sportler, also wird es sie auch in der Nationalmannschaft geben. Wenn die Frauen damit offener umgehen, sind sie den Männern ein Stück voraus", sagte er der "Frankfurter Rundschau", "Wir werden demnächst auch Frauen als Trainerinnen bei den Männern erleben. Eine Silvia Neid kann auch eine Männer-Bundesligamannschaft trainieren." Aus der Frauenfußball-WM im eigenen Land könne man darüber hinaus durchaus Lehren für die Politik ziehen. "Fehler anderer ausputzen, nicht ausnutzen, Teamgeist. Optimale Nachwuchsförderung", sagte Wulff. "Eigentlich bräuchte es mehr Talentscouts für Regierung und Parteien."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.07.2011

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