Bundesregierung: Neue Sicherheitsmängel an belgischen Atomkraftwerken

Bei den umstrittenen belgischen Atomkraftwerken Doel und Tihange gibt es nach Auskunft der Bundesregierung weitere Sicherheitsmängel, die bislang noch nicht bekannt waren.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Nach Kenntnissen der Bundesregierung verfügen die belgischen Kernkraftwerke (AKW) Doel und Tihange derzeit noch über kein System zur gefilterten Druckentlastung", heißt es in einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine schriftliche Frage der Grünen-Bundestagsfraktion, die der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe) vorliegt. "Ein Grund mehr, dass die belgischen Pannenmeiler stillgelegt werden müssen. Dass sie immer noch keine gefilterte Druckentlastung haben, ist fahrlässig", sagte Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl.

Laut einem Aktionsplan von Ende 2012 sollten alle belgischen Reaktoren mit Filtern ausgestattet werden. Dies ist jedoch bisher nicht geschehen. "Wir sind mit den belgischen Aufsichtsbehörden über die Umsetzung der Sicherheitsverbesserungen, die nach Fukushima definiert wurden, im Gespräch", heißt es in der Antwort des Umweltministeriums.

"Insbesondere angesichts der steigenden Tendenz zu Laufzeitverlängerungen erwarten wir, dass diese Maßnahmen nun zügig vollständig umgesetzt werden." Systeme zur gefilterten Druckentlastung wurden nach der Atom-Katastrophe in Tschernobyl 1986 in allen deutschen AKWs nachgerüstet, berichtet die Zeitung. Auch in vielen anderen Ländern seien sie spätestens nach der nuklearen Katastrophe in Fukushima 2011 eingebaut worden.

Im Falle einer Kernschmelze dienen diese Systeme dazu, kontrolliert und zu ausgewählten Zeitpunkten - etwa bei günstigen Windverhältnissen - Druck aus den Sicherheitsbehältern abzulassen, um zu verhindern, dass ungefilterte radioaktive Luft unkontrolliert austritt. Durch die Schutzfilter entweicht im Ernstfall nur geringfügig kontaminierte Luft. Im Falle eines Atomunfalls in Tihange würde dagegen stark radioaktive Luft ungefiltert und unkontrolliert austreten.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.03.2016

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