Bundesregierung erhielt früh Hinweise auf steigende Flüchtlingszahlen

Die Bundesregierung erhielt nach Recherchen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" früh Hinweise auf deutlich steigende Flüchtlingszahlen im Jahr 2015. Bereits im Juli 2014 sprach ein Vertreter der europäischen Grenzschutzagentur Frontex in einer internen Sitzung des "Strategischen Ausschusses Einwanderung, Grenzen und Asyl" in Brüssel von einem Anstieg der Flüchtlingszahlen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Im November 2014 schilderte Frontex in Brüssel, dass Flüchtlinge verstärkt über die Türkei nach Europa gelangten; ein Vertreter der griechischen Regierung berichtete, Syrer würden jedoch nicht in Griechenland Asyl beantragen, sondern über den Balkan nach Deutschland und Schweden weiterreisen. Anfang 2015 prognostizierte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zunächst eine Zahl von mindestens 300.000 Asylanträgen bis zum Jahresende. Daraufhin beschwerten sich Ende Februar mehrere Bundesländer: Angesichts der vielen Flüchtlinge, die sie in ihren Städten und Gemeinden bereits aufgenommen hätten, komme ihnen die Prognose "erheblich zu niedrig" vor, schrieb zum Beispiel laut "Spiegel" das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen.

Die Zahlen seien "nicht realitätsnah", hieß es aus Hessen. Im Bundesinnenministerium schien man dies bereits damals ähnlich zu sehen. "Die Zugangsprognose von 300.000 Asylanträgen für 2015 ist eher am unteren Rand der Erwartungen", schrieb laut "Spiegel" ein Ministerialer in einer internen E-Mail.

Offiziell nach oben korrigiert wurde die Prognose jedoch erst Monate später, zunächst im Mai auf 450.000, dann im August auf 800.000. Bis zum Jahresende wurden dann im "Easy"-System zur Verteilung von Asylsuchenden knapp 1,1 Millionen Menschen registriert.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.01.2016

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