Caritas-Chef warnt vor Stimmungsmache gegen Migranten

Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, hat angesichts der Zuspitzung der Islam-Debatte in Deutschland vor Stimmungsmache gegen Migranten gewarnt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Der polemische Ruf nach schärferen Gesetzen oder Integrationszwang per Verfassung ist Unfug", erklärte er in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Es sei "äußerst ärgerlich, dass schon wieder einzelne Politiker versuchen, sich zulasten von Flüchtlingen zu profilieren". Der Caritas-Chef bezieht damit Stellung gegen den Vorschlag des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der in der vergangenen Woche gefordert hatte, die Integrationspflicht von Migranten in der bayerischen Landesverfassung festzuschreiben.

"Die Debatte um ein Bekenntnis zur deutschen Sprache und über neue Sanktionsmöglichkeiten ist alles andere als hilfreich", sagte Neher. Die bestehenden Regelungen seien ausreichend. Zugleich wandte sich der Caritas-Präsident gegen die Befürchtung, große Flüchtlingsströme aus Nordafrika könnten nach Europa kommen.

"Das Angstmachen vor einem Massenexodus ist politisch unverantwortlich, weil es nicht der Realität entspricht", betonte Neher. Man müsse die unterschiedlichen Gruppen der Flüchtlinge sehr differenziert betrachten. Die Regimegegner, die vor Gaddafis Gewalt fliehen, seien klassische Kriegsflüchtlinge.

"Hier könnte es schon sein", so Neher, "dass da auch auf Deutschland mehr zukäme".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.03.2011

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