Cohn-Bendit kritisiert Umgang mit Drygalla

Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit hat die Diskussion in Deutschland über die Rostocker Ruderin Nadja Drygalla kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ich finde, die Frau kann eine Beziehung haben, mit wem sie will, wenn sie selbst - und dafür gibt es ja keine Hinweise - nicht mit rechten oder faschistoiden Sprüchen an die Öffentlichkeit gegangen ist", sagte er der "Zeit". Der Europaabgeordnete fügte hinzu, er sei zwar dafür, "dass sich Sportler auch politisch artikulieren. Aber es darf nicht zu Gesinnungsschnüffelei kommen. Ich kenne die Gesinnung der Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft nicht. Erst wenn die Sportler sie artikulieren, kann und muss ich mich damit auseinandersetzen. Aber bei Frau Drygalla hat man die falsche Gesinnung einfach vermutet und ihr das dann vorgeworfen. Jetzt ist sie weg und damit auch das Problem." Fehler sieht Cohn-Bendit beim Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, Michael Vesper, einem früheren Grünen-Politiker. Drygalla hatte als Ergebnis eines Gespräches mit ihm das olympische Dorf verlassen, dann erklärte Vesper, er habe keinerlei Anzeichen für rechtsradikale Ansichten feststellen können.

"Das ist nicht nur bigott, das ist skandalös", sagte Cohn-Bendit dazu und ergänzte: "Man versucht sich auf Kosten einer Sportlerin, der man gar nichts vorwerfen kann, eine moralisch reine Weste zu geben. Ich fände es angemessener, der deutsche Sport würde sich mit seiner eigenen Vergangenheit beschäftigen. Faschistische Traditionen hat es in der deutschen Leichtathletik wie im Deutschen Turnerbund gegeben. Da vermisse ich bis heute die Auseinandersetzung der Sportverbände."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.08.2012

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