Commerzbank-Aufsichtsratschef: Kritik an Diskussion um Frauenquote

Der Aufsichtsratschef der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, hat in scharfer Form kritisiert, dass Politiker mithilfe einer "scheinheiligen Diskussion" die deutsche Wirtschaft zu einer festen Frauenquote in Führungspositionen drängen.

Frankfurt am Main (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus" sagte der Vorsitzende der Corporate-Governance-Kommision der deutschen Wirtschaft: "Genau dieselben Politiker, die Unternehmen beim Thema Frauen im Aufsichtsrat zu äußerster Eile treiben, sind nämlich im eigenen Einflussbereich oft äußerst zurückhaltend." Die Bundesländer hätten in die Aufsichtsräte der von ihnen dominierten Landesbanken nur eine einzige Frau entsandt. Es sei schon erstaunlich, wenn einige Bundesländer glaubten, "die Wirtschaft wegen angeblicher Mängel rügen zu müssen".

Müller hält das Thema Frauen in Führungspositionen für ein wichtiges. Er bedauere jedoch, dass "die allgemeine Quotendebatte" einen "gewaltigen politischen Populismus ausgelöst" habe. Müller begründete seinen Widerstand gegen eine starre Frauenquote damit, dass sie der Wirklichkeit in den unterschiedlichsten Unternehmen nicht gerecht werde: "Ein Bau- oder Chemiekonzern hat einen ganz anderen Mitarbeitermix als ein Finanzdienstleister oder eine Modefirma. Für das eine Unternehmen wäre ein zehn-, fünfzehnprozentiger Anteil von Frauen im Aufsichtsrat gerade so machbar, für ein anderes wäre ein 40-Prozent-Quorum überhaupt kein Problem." Müller sprach sich für das norwegische Modell eines freiwilligen Talentpools aus: "Jeder Konzern, der mehr Frauen im Aufsichtsrat haben möchte, kann auf diese Datenbank zurückgreifen. So eine Lösung halte ich auch bei uns für sinnvoll."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 14.11.2010

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