Commerzbank-Chefökonom warnt wegen EZB-Kurs vor Währungskrieg

Der sinkende Euro-Kurs infolge des geplanten Staatsanleihen-Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte nach Einschätzung des Chefvolkswirts der Commerzbank, Jörg Krämer, in einen Währungskrieg münden: "Wenn die EZB ungelöste wirtschaftliche Probleme durch eine Euro-Abwertung lösen möchte, dann schafft sie Konflikte mit anderen Ländern. Die USA halten derzeit nur deshalb still, weil es ihnen wirtschaftlich recht gut geht", sagte Krämer dem "Handelsblatt" (Onlineausgabe). Die Abwertungspolitik der EZB belaste aber auf Dauer die Beziehungen zu den USA und den asiatischen Ländern. Dessen ungeachtet hält Krämer es sogar für möglich, dass die EZB ihre am Donnerstag beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen noch ausweitet.

Kurzfristig entlaste ein abwertender Euro die Konjunktur. Aber langfristig löse er nicht das Wettbewerbsproblem vieler Euroraum-Länder, erläuterte der Commerzbank-Chefökonom. "Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass die EZB nachlegt und ihr Kaufprogramm in den kommenden Quartalen aufstockt."

Die Erwartung einer weiteren Lockerung der EZB-Geldpolitik belaste schon heute den Euro. Die EZB nimmt diese Entwicklung offenbar in Kauf, weil ihre Zinspolitik nicht mehr die gewünschte Wirkung entfaltet. In vielen Ländern des Euroraums, so Krämer, seien die Konsumenten und Unternehmen noch zu hoch verschuldet.

"Niedrige Zinsen können sie also nicht dazu verführen, ihre Ausgaben zu steigern und so die darbende Konjunktur anzufachen", erläuterte er. Deshalb wirkten die massiven Anleihekäufe nur über eine Abwertung des Euro. "Denn er verbilligt die im Euroraum hergestellten Güter aus Sicht von Kunden in den USA oder Asien, was die Exporte und die Gewinne der Unternehmen im Euroraum erhöht."

In Wahrheit sei das Anleihekaufprogramm der EZB daher ein Abwertungsprogramm.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 24.01.2015

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