Commerzbank-Chef plädiert für Staatsbankrott Griechenlands

Mit Commerzbank-Chef Martin Blessing hat sich der erste deutsche Top-Banker für einen offiziellen Staatsbankrott Griechenlands ausgesprochen und auch die Auszahlung der nächsten Hilfs-Tranche für Griechenland offen in Frage gestellt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung (Freitagausgabe) sagte Blessing: "Griechenland braucht einen Schuldenschnitt. Es reicht nicht, nur Abschreibungen in den Bankbilanzen vorzunehmen. Da kommt nicht genug in Griechenland an. Ohne echte Restrukturierung der griechischen Staatsschulden und Wiederaufbau-Programm ist Griechenland nicht geholfen und wird sich der Markt nicht beruhigen. Die letzte Vereinbarung zwischen der Politik und privatem Sektor hat das Problem nicht gelöst." Blessing: "Das geht aus meiner Sicht nicht freiwillig, sondern nur indem Griechenland selbst seine Zahlungsunfähigkeit erklärt."

Wenn die Troika dafür sorge, dass "die nächste Tranche nicht mehr ausgezahlt" würde, werde ein solcher Schritt möglich. "Der freiwillige Verzicht ohne Bankrotterklärung ist Gift für die Glaubwürdigkeit von Staatsanleihen auch anderer Länder. Es muss klar werden, dass Staaten nur zwei Möglichkeiten haben: Entweder sie bedienen ihre Schulden wie vereinbart oder sie erklären sich für insolvent mit allen harten Konsequenzen", so Blessing.

Um mit den Folgen eines solchen Schrittes fertig zu werden, bräuchten die Banken dafür mehr Eigenkapital. Blessing: "Dazu muss der Staat klare Vorgaben machen. Und die müssen schnell kommen und für alle gelten."

Es gehe um gleiche Wettbewerbsbedingungen und darum, Schaden von der Wirtschaft abzuwenden. Blessing: "Denn wenn man Banken 18 Monate Zeit gibt, eine bestimmte Kapitalquote zu erreichen, dann werden sie versuchen, dies durch Abbau von Geschäft zu schaffen. Damit würde die Kreditvergabe an Unternehmen erschwert. Und außerdem würden alle versuchen, ihre Staatsanleihen zu verkaufen, anstatt Kapital aufzunehmen. Die Krise würde also noch verschärft."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.10.2011

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