DIW-Ökonomin: Ohne Energieministerium ist Energiewende nicht zu schaffen

Die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, hält für den Erfolg der geplanten Energiewende die Schaffung eines Energieministeriums für unabdingbar.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die Energiewende ist ein enorm wichtiges und langwieriges Projekt. Ohne Energieminister wird diese Herkulesaufgabe nicht zu schaffen sein", sagte Kemfert im Interview mit "Handelsblatt-Online". Kemfert, die auch Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance in Berlin ist, kritisierte das Zuständigkeitswirrwarr innerhalb der Bundesregierung.

"Tatsächlich sind die Kompetenzen weit verteilt, nicht nur zwischen Wirtschafts- und Umweltministerien sowie mindestens fünf weiteren Ministerien, sondern auch auf Landesebene", sagte sie. Aber offensichtlich habe man die Energiewende nun zur Chefsache gemacht. Dennoch sei eine zentrale Koordination "absolut notwendig".

Denn mittlerweile werde deutlich, dass es ohne eine verantwortliche Institution nicht gehe. "Dabei sollen die Interessen und Kompetenzen gebündelt - nicht aufgegeben – werden", sagte Kemfert. Zugleich kritisierte die DIW-Expertin Bundesumweltminister Peter Altmaier für sein Vorhaben, die Zielvorgaben bei der Energiewende auf den Prüfstand stellen zu wollen.

"Ich würde mir wünschen, dass nun weniger über die Zielvorgaben debattiert wird, sondern über die Umsetzung und über die zentralen Bausteine gesprochen und entschieden wird", sagte Kemfert. Wichtig sei beispielsweise, dass die Stromspeicherkapazitäten erhöht werden. Diese seien vom allem im europäischen Ausland größer, wie beispielsweise in den Alpenregionen oder Skandinavien.

"Daher ist es wichtig, dass die Netze auch ins europäische Ausland deutlich ausgebaut werden." Zudem sei die Verbesserung der Energieeffizienz absolut wichtig. Kemfert plädierte zudem für mehr Transparenz und Information. "Derzeit wird die Energiewende von den wenigsten wirklich verstanden", sagte sie. "Die Menschen müssen mitgenommen werden."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.06.2012

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