DIW-Chef Fratzscher warnt vor Rückkehr der Euro-Krise

Laut dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, könnte die Euro-Krise im neuen Jahr schnell wieder ausbrechen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Staatsverschuldung in vielen Euro-Ländern sei weiterhin hoch. "Das kann Europa ganz leicht wieder vor die Füße fallen, wenn kleinere Dinge schief laufen", sagte Fratzscher in einem Interview der "Welt". So könnte das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Anleihenkäufen des OMT-Programms die Märkte verunsichern.

"Ich erwarte, dass das Gericht implizit den Aufkäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) zumindest Grenzen setzen wird", sagte Fratzscher. Außerdem gibt es 2014 die Bewertung der Banken durch die Notenbank, "die noch ungeahnte Schwächen der europäischen Banken offenlegen könnte", so Fratzscher. Auch eine Bankenkrise in Spanien oder eine Rezession in einem großen Land könne Europa schnell wieder in die Krise stürzen.

Fratscher fordert deshalb einen "Integrationsschub" in Europa. "Mit den heutigen Institutionen und Regeln wird Europa die Krise nicht in den Griff bekommen", sagte der DIW-Chef. Europa müsse dringend eine Insolvenzordnung für Staaten sowie eine europäische Institution mit einem eigenen Budget und autonomen Sanktionsrecht für Euro-Staaten schaffen.

Die Bundesregierung forderte Fratzscher auf, die jüngste Kritik der EU an den hohen Leistungsbilanzüberschüssen anzunehmen. "Die rigide deutsche Abwehrhaltung gegen die Kritik aus Brüssel ist unangebracht. Wir können nicht immer anderen Ländern vorhalten, sich nicht an die Regeln zu halten, aber selbst als erste die Regeln brechen", sagte Fratzscher.

"Ich würde mir wünschen, die neue Bundesregierung sagt, dass sie das Verfahren der EU akzeptiert. Das wäre ein wichtiges Signal an Europa." Zumal Deutschlands Wirtschaft einige Probleme habe, auf die die EU zu Recht hinweise, so Fratzscher. "Die Industrie war sehr erfolgreich in den vergangenen Jahren. Aber der Dienstleistungssektor – der größere Teil der deutschen Wirtschaft ­– war es nicht."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 01.01.2014

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