DIW-Experte: Konjunkturprogramme helfen Krisenländern nicht

Nach Einschätzung des Konjunkturchefs des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner, sind Konjunkturprogramme der falsche Ansatz, um die Krisenländer aus ihrer gegenwärtigen Misere zu befreien.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Nachdem sich der öffentliche Sektor in den Krisenländern im vergangenen Jahrzehnt auf Pump maßlos aufgebläht hat, müssen die Ausgaben in diesem Bereich jetzt zurückgefahren werden", sagte Fichtner "Handelsblatt-Online". "Auch mit Konjunkturprogrammen lässt sich der alte Zustand nicht wiederherstellen, wenn die Krisenländer nicht auf Dauer von den europäischen Rettungsschirmen abhängig bleiben wollen." Richtig sei allerdings, dass es "höchste Zeit" sei, in den Krisenländern durch die Schaffung wachstumsfreundlicher Bedingungen ein solides Fundament für eine zukunftsfähige Wirtschaft herzustellen.

"Nur dann besteht Aussicht darauf, dass anstelle der nicht zukunftsfähigen und jetzt zurückgefahrenen Wirtschaftsbereiche neue Industrien entstehen, die ein nachhaltiges Wachstum ermöglichen", betonte der DIW-Experte. Zum Teil könnten hierfür aus Sicht Fichtners möglicherweise auch gezielte öffentliche Investitionen hilfreich sein. "Wenn das der Fall ist, dann sollten wir in Europa darüber nachdenken, ob wir die Krisenländer dabei - etwa durch Beratung oder auch finanziell - unterstützen können."

Fichtners Eindruck ist allerdings, dass nicht die Infrastruktur und wohl auch nicht das Bildungssystem in den Krisenländern den Aufbau neuer Wirtschaftsbereiche hemmten. "Viel problematischer sind vielmehr die anhaltend hohe Korruption, Klientelwirtschaft, unflexible Arbeitsmärkte und die immer noch schlechte Wettbewerbsfähigkeit wegen hoher Lohnniveaus bei gleichzeitig recht niedriger Produktivität. Konjunkturprogramme werden diese Probleme ganz bestimmt nicht lösen", sagte der DIW-Ökonom.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.05.2013

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