DSO-Chef über Entwicklung der Organspende enttäuscht

Rainer Hess, scheidender Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), ist enttäuscht über die Entwicklung der Organspende.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Gegenüber dem "Spiegel" sagte Hess, der Missbrauch bei der Organvergabe habe "nicht nur die Bevölkerung aufgewühlt, sondern auch das Personal in den Kliniken. Viele Menschen auf den Intensivstationen haben das Vertrauen verloren. Einige Kliniken haben sich regelrecht von der Organspende verabschiedet."

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Organspender um 16 Prozent zurückgegangen. Um das Vertrauen zurückzugewinnen, müssten Richtlinien dringend überarbeitet werden. Dies dauere derzeit zu lange.

Laut Hess sei es besonders wichtig, in Deutschland ein Transplantationsregister zu installieren: "Die Angehörigen der Spender und jeder Arzt müssen nachvollziehen können, was mit den entnommenen Organen geschehen ist. So besteht die Chance, Vertrauen zurückzugewinnen", sagte Hess dem "Spiegel". "Ein Register ist die Grundlage für diese erforderliche Transparenz und damit auch für eine bessere Kontrolle der Vergabe."

Wegen des Vertrauensverlustes hält Hess derzeit eine Diskussion über radikale Maßnahmen zur Steigerung der Organspenden für störend: "Es kann sein, dass wir bald an einer Grenze angelangt sind, wo wir uns Gedanken machen müssen, ob nur der ein Organ bekommen sollte, der einen Spenderausweis besitzt. Aber das darf allenfalls ein Notanker sein, weil damit die Freiwilligkeit, sein Organ zu spenden, eingeschränkt wird."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.03.2014

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