Denkmalschutz bereitet Bundesnachrichtendienst Ärger

Vor dem Umzug des Bundesnachrichtendienstes nach Berlin wollte der Bund das 70 Hektar große BND-Gelände in Pullach verkaufen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Mit dem Erlös von bis zu 500 Millionen Euro sollte die neue Zentrale in der Hauptstadt finanziert werden. Doch diese Rechnung geht nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" nicht mehr auf: Der bayerische Denkmalrat hat ein Drittel des Areals unter Denkmalschutz gestellt. Die Folge: Das Grundstück sinkt deutlich im Wert.

Jahrzehntelang hat der Bund geglaubt, das Gelände des Bundesnachrichtendienstes (BND) am Standort Pullach sei mehrere Millionen Euro wert. Der Verkauf dieser Grundstücksreserven im teuren Süden Münchens sollte genügend Geld bringen, um den Bau der neuen Zentrale und den Umzug des BND nach Berlin größtenteils zu finanzieren. Solche Hoffnungen haben sich nun zerschlagen: Nach Meinung des mit Landespolitikern besetzten Bayerischen Landesdenkmalrats und des Landesamts für Denkmalpflege ist die sogenannte Stabssiedlung auf dem BND-Areal unter Ensembleschutz, teils zusätzlich unter Denkmalschutz zu stellen.

Das hat der Denkmalrat, der aus Landespolitikern und Vertretern verschiedener Verbände besteht, in seiner jüngsten Sitzung bekräftigt - zum wiederholten Mal und juristisch unanfechtbar. Es geht um gut ein Drittel der gesamten nutzbaren Fläche des Grundstücks, für die jetzt faktisch eine Veränderungssperre verhängt worden ist. Allenfalls architektonische Kosmetik ist noch möglich.

Denkmalschützerische Restriktionen aber dämpfen erfahrungsgemäß die Preisvorstellungen potenzieller Immobilienkäufer. Dabei ist der Bund (hier vertreten durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, BImA) vor dem Umzug nach Berlin sehr darauf bedacht, bei der Veräußerung des Geländes möglichst hohe Erlöse zu erzielen. Insofern müssen die Unterhändler des Bundes den Spruch des Denkmalrats als massive Geschäftsstörung empfinden, auch wenn sie das aus diplomatischen Gründen so nicht sagen würden.

Die Kosten der neuen BND-Zentrale in Berlin-Mitte werden aktuell auf knapp 1,4 Milliarden Euro geschätzt; 500 Millionen Euro davon hätte die Veräußerung von Grundstücken in Pullach erbringen sollen. Kurt Zeitler vom Verkaufsteam der BImA-Hauptstelle München räumt ein, er weise neuerdings in seinen Exposés nolens, volens darauf hin, dass gewisse Objekte Bestandteile eines geschützten Ensembles geworden sind. Der Kunde müsse dann selber beurteilen, "ob er sich dadurch eingeschränkt sieht". Die ersten Ausschreibungen und Verkäufe hat Zeitler schon unter Dach und Fach, auch wenn es sich dabei noch um Liegenschaften in Randzonen jenseits des ummauerten BND-Kerngeländes handelt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.02.2011

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