Designierte SPD-Vize Özoguz distanziert sich von radikal-islamischen Brüdern

Die designierte stellvertretende SPD-Parteivorsitzende Aydan Özoguz hat sich scharf von ihren radikal-islamischen Brüdern distanziert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es sind meine Brüder, ich werde meine Familie nicht verleugnen. Aber ich stimme mit den politischen Standpunkten meiner Brüder überhaupt nicht überein", sagte Aydan Özoguz "Bild am Sonntag". Yavuz und Gürhan Özoguz betreiben das israelfeindlichepund ProiranischeInternetportal Muslim-Markt und wurden jahrelang vom Verfassungsschutz beobachtet.

Auch wenn sie die fundamentalistischen Gedanken ihrer Brüder ablehnt, hat die SPD-Politikerin weiterhin zu ihnen ein geschwisterliches Verhältnis: "Ich habe Kontakt zu meinen Brüdern - zwar nicht regelmäßig, aber wir reden als Geschwister trotz aller politischen Differenzen miteinander", so Aydan Özoguz. Die Bundestagsabgeordnete, die beim Parteitag im Dezember als erste Frau mit türkischen Wurzeln Vize-Vorsitzende der SPD werden will, fordert von der Öffentlichkeit ein, dass sie unabhängig von ihren Brüdern beurteilt wird: "Ich fände es unfair, wenn ich für meine Brüder verantwortlich gemacht würde. Weil ich ihre Einstellung in keiner Weise teile, beginne ich nicht damit, mich von jeder neuen Aussage meiner Brüder abzugrenzen. Man soll mich nach dem beurteilen, was ich sage und tue. Diesen fairen Umgang mit mir erwarte ich." Die Integrationspolitikerin kritisiert eine Diskriminierung von Kopftuchträgerinnen in Deutschland: "Frauen, die in Deutschland Kopftuch tragen, werden oft an den Rand gedrängt, bekommen schwieriger einen Arbeitsplatz und gelten - allein wegen des Kopftuches - als nicht voll integriert. Das sollte uns nachdenklich machen." Selbst trägt Özoguz kein Kopftuch: "Ich wollte das nicht. Ich konzentriere mich auf andere Glaubensinhalte."

Kritisch sieht die Tochter türkischer Kaufleute die "machtpolitischen Spielchen" des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan. Dieser versuche, in Deutschland lebende Türken nach dem Motto "Ich bin euer aller Vater" einzuwickeln. Özoguz fordert Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, dagegenzuhalten, wenn Erdogan am Mittwoch zu den Feierlichkeiten zu "50 Jahre deutsch-türkisches Anwerbeabkommen" nach Berlin kommt. Özoguz: "Frau Merkel bringt es leider einfach nicht fertig zu sagen: Hör mal zu, das sind meine Leute, ich bin deren Kanzlerin."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.10.2011

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