Deutsche Bank: Chefkontrolleur Börsig soll weitreichende Privilegien behalten

Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Clemens Börsig, wird auch nach seinem Austritt aus der Deutschen Bank weitreichende Privilegien behalten.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Wie die Tageszeitung "Die Welt" aus Bankkreisen erfuhr, soll Börsig zumindest vorübergehend von einem Büro im A-Turm der Deutschen Bank arbeiten können. Dort sitzen unter anderem die Vorstandsmitglieder der Bank. Diese Sonderbehandlung wird damit begründet, dass Börsig dem künftigen Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner die Einarbeitung erleichtern soll.

Auch die Dienste einer Sekretärin und eines Fahrers stehen ihm offenbar vertraglich zu. Dies hatte sich Börsig offenbar schon bei seinem Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat zusichern lassen. Außerdem gilt inzwischen als sehr wahrscheinlich, dass Börsig die Spitze der Deutsche-Bank-Stiftung leiten wird, die sich im Bereich Bildung, Musik und Soziales engagiert.

Nach Informationen der "Welt" hat sich Börsig dies bei seinem Rücktritt im vergangenen Sommer zusichern lassen. Der bisherige Stiftungsvorsitzende, Alt-Vorstand Tessen von Heydebreck, soll offenbar bereit sein, seinen Platz vorzeitig zu räumen. Die Entscheidung bedarf aber der Zustimmung des Vorstands, dem ab dem 1. Juni Jürgen Fitschen und Anshu Jain vorstehen.

Bei der Hauptversammlung an diesem Donnerstag könnten die Privilegien für den scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden dennoch für zusätzlichen Zündstoff sorgen, steht Börsig doch bereits seit längerem in der Kritik. Mehrere einflussreiche Aktionäre wollen ihm die Entlastung verweigern. Sie werfen ihm insbesondere vor, bei der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Vorstandschef Josef Ackermann versagt zu haben.

Außerdem wird in Bankkreisen moniert, Börsig habe nach seinem Amtsantritt 2006 die Privilegien für Alt-Manager der Bank gekappt habe, beharre nun aber auf seine eigenen, vertraglich zugesicherten Privilegien. Die Deutsche Bank wollte auf Anfrage der Zeitung zu künftigen Posten und Ansprüchen Börsigs nicht im Detail Stellung nehmen, sondern teilte lediglich mit: "Wie bereits am 25. Juli 2011 mitgeteilt, bleibt Herr Dr. Börsig auch nach seinem Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank verbunden und nimmt weiterhin in ihrem Interesse Mandate bei Unternehmen, kulturellen sowie gemeinnützigen Organisation wahr. Hierfür erhält er von der Bank nach ihren Regeln die notwendige Unterstützung." Börsig ist unter anderem Aufsichtsratsmitglied bei der Daimler AG und der Linde AG.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.05.2012

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