Deutsche Internetnutzer ziehen keine Konsequenzen aus NSA-Skandal

Trotz der Enthüllungen des ehemaligen US-Geheimdienst-Mitarbeiters Edward Snowden bewegt sich die Mehrheit der Deutschen genauso unbefangen im Internet wie zuvor.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK im Auftrag der "Welt am Sonntag". Demnach haben 76,9 Prozent ihren Umgang mit persönlichen Daten nicht geändert. Nur 12,2 Prozent der 984 Befragten gaben an, Konsequenzen aus dem NSA-Skandal gezogen zu haben.

Entweder benutzen sie weniger internetbasierte Dienste wie beispielsweise Online-Speicher und E-Mail-Portale (9,5 Prozent), oder sie setzen andere Computerprogramme oder sogar andere Geräte ein (3,8 Prozent, Doppelnennungen möglich). 41,9 Prozent der Deutschen meinen dagegen, ihre Daten seien ausreichend gesichert, und 49,8 Prozent sagten: "Ich habe nichts zu verbergen". Je jünger die Befragten, desto unbekümmerter scheinen sie zu sein.

Unter den 14- bis 19-Jährigen sagen neun von zehn Teilnehmern der Umfrage (90,2 Prozent), dass sie ihr Verhalten infolge der Ausspähskandale nicht umgestellt haben. Unter den Befragten, die die Hochschulreife besitzen oder ein Studium absolviert haben, war der Anteil derjenigen, die ihr Handeln verändert haben dagegen besonders hoch. Jeder Fünfte (20,6 Prozent) aus dieser Bildungsgruppe hat seinen Umgang mit persönlichen Daten angepasst.

Doch auch hier ist ein Großteil der Meinung, bereits gut geschützt zu sein. 56 Prozent der Menschen mit höherer Bildung geben an, ihre Daten seien ausreichend gesichert. Bei den 40- bis 60-Jährigen sind das weniger als 45 Prozent.

Die Umfrage fand zwischen 14. und 21. März statt. Experten erkennen in den Ergebnissen eine Resignation der Internetnutzer als Folge der Enthüllungen von Snowden. "Die Dimension des Angriffs auf die digitalen Grundrechte lässt viele Menschen weitgehend ratlos zurück", sagte Johannes Caspar, Hamburgischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit der "Welt am Sonntag". Daher brauche es eine einfach zu bedienende Verschlüsselungs-Infrastruktur. Es gehe aber auch darum, "Selbstdatenschutz" zu erlernen. Bund und Länder müssten mehr Mühe auf die Informationssicherheit verwenden. Dabei gehe es um die Bereitstellung sicherer Verschlüsselungsmöglichkeiten, "aber auch um die sichere und vertrauenswürdige Bereitstellung von Internetangeboten sowie die Förderung von vertrauenswürdiger IT durch Zertifizierung". Auch Telekom-Chef Timotheus Höttges sieht die Umfrageergebnisse mit Sorge. "Einen so sorglosen Umgang halte ich für gefährlich", sagte er der "Welt am Sonntag". Der Wert der persönlichen Daten werde völlig unterschätzt. Anders als der Einbruch ins Haus sei das Bedrohungspotenzial im Internet schwer zu fühlen. "Deswegen brauchen wir mehr Aufklärungsarbeit", forderte Höttges. Die Telekom misst stetig die Zahl der Angriffe auf ihre Netze. Inzwischen werden sie nach eigenen Angaben täglich bis zu 800.000-mal von Cyber-Kriminellen attackiert. Während die meisten Verbraucher keinen Grund zum Handeln sehen, sind viele Unternehmen dabei, ihre Sicherheit zu überprüfen. "Unsere Systeme werden fast täglich angegriffen - meistens aus dem russischen Raum", sagte Karsten Wulf, Chef des Callcenter-Betreibers BUW. Im vergangenen Jahr hätten Angreifer aus Russland über zwei Wochen versucht, auf den Webservern der Firma Schadsoftware zu installieren, um so an Daten von Kunden und Mitarbeitern zu gelangen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.04.2014

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