Deutsche Stiftungen beklagen Zinsflaute

Die Stiftungen und damit das zivilgesellschaftliche Engagement in Deutschland leiden immer stärker unter den niedrigen Zinsen in der Euro-Zone.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Der Sektor insgesamt ächzt nicht", sagte Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, der "Berliner Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). "Aber viele Mitglieder der Stiftungsfamilie haben Probleme. Vor allem viele kleinere Stiftungen leiden unter der Zinssituation. Sie sind von kalter Enteignung bedroht." Zwar seien Zinsschwankungen keineswegs neu. Dass der Ertrag unter die Inflationsrate rutsche, sei allerdings ungewöhnlich und mache sich entsprechend bemerkbar.

Nach Angaben des Bundesverbandes gibt es 20.000 rechtsfähige Stiftungen in Deutschland. 50 bis 60 Prozent davon seien kleinere, hieß es. Auch die Vorstandsvorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahana, bestätigte, dass es wachsende Schwierigkeiten gebe.

Zwar lebe ihre eigene Stiftung überwiegend von öffentlicher Förderung und Spenden. "Für uns ist das ärgerlich, aber nicht existenziell", erklärte sie der "Berliner Zeitung". Von anderen Stiftungen wisse sie freilich, dass es dort anders aussehe.

Und natürlich mache es einen erheblichen Unterschied, ob der Zinssatz zwei, drei oder fünf Prozent betrage. Die Europäische Zentralbank hatte den Leitzins erst in der vorigen Woche auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Viele Geschäftsbanken dürften darauf in den nächsten Wochen reagieren und die ohnehin äußerst geringen Zinsen für Tages- oder Festgelder noch weiter reduzieren. Alle Experten rechnen damit, dass dieser Zustand sehr lange andauern wird. Da zahlreiche Stiftungen ihre Aktivitäten im sozialen, kulturellen oder sportlichen Bereich über Zinserträge auf ihr Kapital finanzieren, werden ihre Arbeitsmöglichkeiten spürbar eingeschränkt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 12.11.2013

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