Deutsche verzichten auf Ansprüche bei ausgefallenen Flügen

Hunderttausende deutsche Flugreisende verzichten ungeachtet erheblicher Verspätungen oder kompletten Ausfällen jährlich darauf, ihre Ansprüche bei Luftverkehrsgesellschaften geltend zu machen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Dies belegen Daten, die der "Frankfurter Rundschau" (Samstagausgabe) vorliegen. Von den knapp 800.000 Passagierflügen, die an größeren deutschen Airports zwischen Februar und Dezember 2009 registriert wurden, kam es nach einer exklusiven Erhebung der Verbraucher-Datenbank "EUClaim" in 1.816 Fällen zu Verspätungen von mehr als 180 Minuten. Ab dieser Grenze stehen nach einer EU-Verordnung Kunden Entschädigungsleistungen zu.

5.298 Verbindungen wurden komplett gestrichen. Nach den von "EUClaim" im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion recherchierten Zahlen hätten theoretisch damit täglich bis zu 5.000 geprellte Fluggäste im vergangenen Jahr Anlass gehabt, Kompensationen zu fordern. Nach Auskunft des Luftfahrtbundesamtes (LBA), das über die Wahrung der Fluggastrechte in Deutschland wachen soll, schwankt die Zahl der eingelegten Beschwerden zwischen 3.000 und 4.000, allerdings jährlich.

Für die Grünen trägt das politisch zuständige Bundesverkehrsministerium daran eine Mitschuld. Auf diverse parlamentarische Anfragen, ob die maßgebliche EU-Verordnung in Deutschland ausreichend bekannt sei und wirkungsvoll durchgesetzt werde, reagierte das Ressort ahnungslos, oder es hielt Informationen zurück. Der Tourismus-Experte der Grünen, Markus Tressel, sagte der "Frankfurter Rundschau", die Bundesregierung gehe wohl davon aus, "dass jeder Fluggast seine Rechte und die Rolle des LBA kennt, Verspätungen und Annullierungen nur äußerst selten auftreten und die Airlines immer im Sinne der Verbraucher handeln".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.11.2010

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