Deutscher Kurienkardinal hält Kirchenspaltung für "völlig undenkbar"

Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat sich gegen Spekulationen gewandt, die katholische Kirche in Deutschland stehe vor einer Spaltung.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In der deutschen Kirche herrschten zwar Spannungen, sagte Kasper der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Doch von einer Spaltung sei sie weit entfernt: "Einmal sind die kritisch denkenden Gruppen unter sich sehr verschieden, zum anderen würde eine Spaltung einen oder mehrere Bischöfe voraussetzen, die mitmachen - für mich völlig undenkbar". In der vergangenen Woche waren in der Presse Berichte über ein im Vatikan kursierendes Dossier erschienen, nach dem Politiker, katholische Theologen und Kirchenfunktionäre die deutsche Kirche von Rom trennen wollten.

Kasper nannte das Papier "ein Hypothesengebäude, das Einzelinformationen kombiniert und andere unangemessen aufbauscht. Da scheint mir Misstrauen gesät und eine Spaltung geradezu provoziert zu werden." Das Interesse etwa am Papstbesuch im kommenden September zeige, dass eine große Mehrheit "zwar auch die eine oder andere kritische Anfrage haben mag, aber auch unausgesetzte Kritik von der einen wie von der anderen Seite satt hat und einfach katholisch sein will."

Kasper war bis 2009 Präsident des vatikanischen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Zu einem geplanten Dialog der katholischen Bischöfe mit Laien sagte Kasper, ein solches Gespräch beginne nicht voraussetzungslos und könne nicht das Selbstverständnis der katholischen Kirche infrage stellen. Es müsse aber "eine im Sinn des letzten Konzils erneuerte Kirche" weiterentwickeln.

Grundlegend forderte Kasper eine "dialogische, synodal strukturierte Kirche, eine, in der Bischöfe im ständigen Gespräch mit Klerikern und Laien stehen". Der auf drei Jahre angesetzte Dialog ist eine Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal. Er soll am 8. Juli mit einer Veranstaltung in Mannheim beginnen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.06.2011

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