Deutscher Naturschutzring fürchtet Erstarken alter Energieformen

Der scheidende Generalsekretär des Deutschen Naturschutzrings, Helmut Röscheisen, befürchtet ein Wiedererstarken alter Energieformen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die Gegenwehr der Energiekonzerne ist nicht nur bei der Kohle, sondern auch beim Atomstrom massiv", sagte Röscheisen im Interview der "Frankfurter Rundschau" (Montagsausgabe). "Dies zeigen ihre gegen die Bundesregierung eingereichten Klagen gegen den Atomausstieg in Milliardenhöhe und ihr schäbiges Verhalten bei den Rückstellungen für Rück- und Abbau sowie Entsorgung der AKW. Und es scheint, die Bundesregierung knickt wieder mal ein." Um gegen den wachenden Druck der umweltbelastenden Konzerne vorzugehen, müsse die Umweltbewegung "kampagnenfähiger werden", fordert Röscheisen, der 35 Jahre lang den Deutschen Naturschutzring mitprägte.

"Beim Atomausstieg nach Fukushima ist das beispielhaft gelungen. Und auch beim transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP gibt es angesichts des breiten und weiter wachsenden Widerstandes die Hoffnung, dass es gestoppt oder zumindest deutlich entschärft werden kann. Ohne Konfrontation geht das nicht."

Der Aktivist sieht auch positive Entwicklungen beim Umweltschutz in den vergangenen Jahrzehnten: So seien die Flüsse in Europa sauberer geworden und es habe auch Erfolge bei der Luftreinhaltung gegeben. "Inzwischen belasten jedoch vor allem Stickoxide aus dem Verkehr Menschen, Wald und Böden. Die Zahl der Todesfälle durch Luftverschmutzung, vor allem den Feinstaub, ist in Europa mit 58.000 Menschen pro Jahr doppelt so hoch wie die der Verkehrstoten", sagte Röscheisen in der "Frankfurter Rundschau".

Der Nachhaltigkeitsexperte mahnte, dass aktiver Umweltschutz eine Grundsatzdebatte über unseren Lebensstil voraussetze. "Eine Gesellschaft ohne generelles Wirtschaftswachstum ist möglich. Allerdings hat dies Auswirkungen auf Einkommen und Vermögen, deren zunehmende Ungleichheit dann noch weniger tragbar erscheint als schon heute. Davor schrecken noch viele zurück. Deswegen muss die Frage nach mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft beantwortet werden", sagte Röscheisen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 29.12.2014

Zur Startseite