Deutscher Pastor in Odessa: Die ganze Stadt hat den Atem angehalten

Andreas Hamburg, deutscher Pastor in Odessa, hat die Lage in der ukrainischen Stadt nach den Unruhen vom vergangenen Freitag geschildert, als über 40 pro-russische Aktivisten in einem brennenden Gewerkschaftshaus getötet wurden: "Ich habe den Eindruck, dass die ganze Stadt den Atem angehalten hat. Es ist so still wie noch nie in Odessa, bis dahin, dass man nicht mal mehr die Vögel hört", sagte der Vorsitzende der dortigen deutschen evangelischen Gemeinde im Gespräch mit "hr1". "Es ist alles wie ausgestorben, obwohl die Sonne scheint und Frühlingswetter ist." Zur Sicherheitslage in der südukrainischen Stadt sagte Hamburg: "Ich kann mich gut hier frei bewegen. Es ist zwar nichts davon zu spüren, dass man in Gefahr geraten könnte. Aber man weiß, dass Sicherheitskräfte so gut wie kaum vorhanden sind." Und selbst wenn man auf welche träfe, wüsste man nicht, "auf welcher Seite sie stehen".

So hätten am zweiten Mai "Polizisten" einfach zugeschaut, "als Menschen erschossen oder verbrannt worden sind". Pfarrer Hamburg sei Anfang Februar selbst von Anhängern der damaligen ukrainischen Regierung angegriffen worden, habe dies aber gut überstanden. Zum Gottesdienst würden nach wie vor viele Gemeindemitglieder erscheinen: "Die Stimmung ist gedrückt. Wir haben wenigstens versucht, unserer Trauer Ausdruck zu verleihen." Vorerst verlasse er die Stadt nicht, so Pastor Hamburg im "hr1"-Gespräch weiter. Seine Familie werde er aber vorsorglich nach Kiew schicken.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.05.2014

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