Dirigent Thielemann hat in seiner Karriere auch Fehler gemacht

Der Dirigent Christian Thielemann räumt ein, in seiner Karriere auch Fehler gemacht zu haben.

Nürnberg (dts Nachrichtenagentur) - "In Nürnberg zum Beispiel trat ich mit einem `Hoppla, jetzt komme ich!` an. Ich wollte nicht einsehen, warum es gewisse Strukturen in einem Haus gibt, sondern habe sie zerbrochen und mir dadurch Leute zu Feinden gemacht", sagt er gegenüber dem "Zeit"-Magazin über seine Zeit als Generalmusikdirektor in Nürnberg. Heute sei er viel gelassener.

"Vor zehn, fünfzehn Jahren wollte ich immer alles sofort und hörte gar nicht hin, was andere sagten. Jetzt denke ich mir: Lass die doch einfach kommen. In Wien sagte mir der alte Heinrich Hollreiser einmal: `Der größte Fehler, den junge Dirigenten machen, ist, dass sie das Orchester nicht spielen lassen.` Damals war ich noch zu arrogant, um das zu verstehen. Aber der Mann hat völlig recht gehabt!" Jetzt habe er diese Profilneurose nicht mehr. "Aber ich habe Verständnis für junge Leute, die über die Stränge schlagen, weil ich mich selber in ihnen sehe. Mit meiner Berliner Schnauze kann ich den Leuten dann sagen: »So, du bist ein freches Miststück, und jetzt halt den Rand!«" Auch er selbst sei wahnsinnig frech gewesen.

"Wahrscheinlich bin ich deswegen aus dem Religionsunterricht geflogen. Schon in der Schule hat man mich als egozentrisch bezeichnet." Auf die Frage, ob ihn die Liebe jemals erschüttert habe, antwortet Thielemann: "Nö. Die Leute sagen, ich sei ein Kontrollfreak. Das bin ich nicht. Aber ich lasse es auch nicht zu, dass ich ein Spielball werde." Er wolle nicht, dass seine geordnete Welt kaputtgehe. "Ich bin ein ordnungsliebender Mensch, ich bin pingelig. Bei mir müssen die Bücher auf Kante stehen. Ich brauche auch Rituale. Vor einem Konzert lege ich langsam die Manschettenknöpfe an, steige in die Schuhe, schlüpfe in den Frack. Da kommt Ruhe über mich." Christian Thielmann wurde in Berlin geboren, seine Dirigentenkarriere begann er im Alter von 19 Jahren als Korrepetitor an der Deutschen Oper Berlin. Es folgten Stationen als Generalmusikdirektor in Nürnberg, Berlin und München. 2012 wird er Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.03.2011

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