EKD-Ratsvorsitzender Schneider gibt Schwächen des Familienpapiers zu

Vor der am Sonntag beginnenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider Schwächen des umstrittenen Familienpapiers eingestanden.

Hannover (dts Nachrichtenagentur) - Im Interview mit der "Welt" (Freitag) sagte Schneider über die im Sommer veröffentlichte Orientierungshilfe des EKD-Rates: "Wir hätten deutlicher machen müssen, wie mit den biblischen Aussagen zum Thema Ehe und Familie umzugehen ist, etwa zur Homosexualität. Dass dies nicht ausreichend geschah, ist eine Schwäche des Textes." Zudem kritisierte Schneider, dass das Thema auf sozialpolitische Fragen verengt worden sei.

Der Text, so Schneider, "sollte ursprünglich nur beschreiben, wie Familienpolitik und Diakonie mit neuen Lebensformen neben der Ehe umgehen. Die Intention also war eine sozialpolitische". Das aber wurde laut Schneider "im Text nicht deutlich", und man könne "sich da fragen: War jener sozialpolitische Auftrag so vernünftig? Wir haben gemeint, man könne es so machen, aber dann zeigte sich, dass die sozialpolitische Engführung des Themas nicht funktionierte."

Zudem habe sich die Autorengruppe nicht genügend mit früheren kirchlichen Texten zum Thema Ehe und Familie auseinandergesetzt. "Wir haben den innerkirchlichen Kontext dieses Textes nicht deutlich genug gemacht", sagte Schneider. 1998 habe es die letzte EKD-Äußerung zu dem Thema gegeben, und damals hätten sich "die Autoren nicht über ihr Eheverständnis einigen können, sondern nur darauf, dass man Kriterien für das Leitbild Ehe nennt, etwa Verlässlichkeit, Gerechtigkeit und Vertrauen".

Diese Kriterien habe die Autorengruppe der neuen Orientierungshilfe "aufgegriffen und auf weitere Familienformen bezogen, aber sie hat nicht mehr die damals umstrittene Frage nach dem Leitbild Ehe gestellt".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.11.2013

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