EKD-Ratsvorsitzender fordert "Fairness" gegenüber den Banken

Angesichts der aktuellen Kritik am Finanzgebaren der Kirchen fordert der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, dass die Kirchen bei ihrer eigenen Kritik am Bankensektor zurückhaltend sein sollten.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Wenn unser eigenes Verhalten skandalisiert wird, dann merken wir, wie unfair manche Skandalisierung sein kann. Spätestens dann lernt man, dass auch Banken gegenüber fair argumentiert werden muss", sagte Schneider im Interview mit der "Welt" (Freitag). Die Kirchen würden bei ihren ethischen Ansprüchen "an die Finanzwirtschaft zu Recht danach gefragt, wie wir es selbst mit jenen Ansprüchen halten", sagte Schneider.

"Wir stehen hier in einer unvermeidlichen Spannung, weil wir Ethik einfordern, an der wir uns natürlich selbst messen lassen müssen. Es geht ja nicht an, dass wir Wasser predigen und selbst Wein trinken." In dem Interview gestand Schneider ein, dass es in der Kirche zuweilen an effizienter Kontrolle der Finanzen mangele, auch in Schneiders Rheinischer Landeskirche, die in seiner Amtszeit als Präses (bis Anfang 2013) mehrere Millionen Euro durch Betrug in einem kirchlichen Beihilfezentrum verlor: "Die Kontrollen hätten besser sein müssen", sagte Schneider über diesen Fall.

Mit Blick auf den Finanzstreit im katholischen Bistum Limburg sagte Schneider, dass alle kirchlichen Vermögen und Einkünfte offengelegt werden müssten, auch die eines Bischöflichen Stuhls, der in Limburg belastet worden war und dessen Bilanzen bisher nicht veröffentlicht wurden. "Auch bei solchen Vermögen sollte Transparenz herrschen", sagte Schneider. "Alle Kirchen müssen offenlegen, was sie haben und wofür sie die Erträge einsetzen."

Allerdings gebe es in der evangelischen Kirche "solche Bischöflichen Stühle nicht". Bei den Protestanten würden die "Haushalte von Gremien beschlossen, so, dass nicht eine Person allein übers Geld verfügen kann. Alle Haushalte sind öffentlich und einsehbar."

Vehement verteidigte Schneider das deutsche Kirchensteuersystem: "Die Kirchensteuer orientiert sich als Beitrag der Kirchenmitglieder an der Einkommensteuer und damit an dem, was der einzelne leisten kann. In dieser Weise ist sie gerecht und für alle gut kalkulierbar", sagte Schneider. Zwar sei das System "für die Kirchen auch kostengünstig".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.11.2013

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