EKD-Vorsitzender: Menschenrechtswidrige Überzeugungen zur Sprache bringen

Nach Überzeugung des Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sind "Toleranz, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung von Männern und Frauen sowie eine klare Zurückweisung von menschenfeindlichen Haltungen die Rassismus und Antisemitismus" seien als Grundorientierungen unabdingbar und müssten auch im interreligiösen Dialog zur Sprache kommen: Dieser verfehle sein Ziel, sollten "aus Konfliktscheu menschenrechtswidrige Überzeugungen und Praktiken nicht kritisiert werden", schreibt der evangelische Landesbischof in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montagsausgabe).

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Bedford-Strohm verwahrte sich gegen eine Arbeitsteilung von Kirche und Politik, wonach die Kirchen zuständig wären für Humanitätspostulate und die Politik für konkretes Handeln. Beides müsse aufeinander bezogen werden. "Wenn Politik die Humanität hintanstellt, dann verfehlt sie ihren Auftrag. Umgekehrt gilt: Wenn Kirche nicht die Dilemmata wahrnimmt, in denen Politik sich bewegt, dann redet sie über die Realität hinweg", äußerte der Ratsvorsitzende. Abschottung gegenüber Flüchtlingen ist nach Worten Bedford-Strohms nicht mit dem christlichen Ethos vereinbar. Um so wichtiger sei es, dass das Rechtssystem und die staatliche Ordnung in Deutschland ihre "volle Funktionsfähigkeit" bewahrten.

Dazu gehöre auch, die Flüchtlinge ordentlich und nach einheitlichen Verfahren zu registrieren sowie die Asylverfahren zeitnah durchzuführen. Sollte das nicht möglich sein, dürfe "von der Politik erwartet werden, dass sie Alternativen prüft, wie auf andere Weise der rechtliche Status der Flüchtlinge geklärt und gesichert werden kann". Eine Beschränkung des Zugangs für Flüchtlinge schloss Bedford-Strohm nicht grundsätzlich aus.

Allerdings müssten alle Forderungen nach einer Begrenzung in ihren Konsequenzen für die dann abgewiesenen Flüchtlinge durchdacht sein. Politische Maßnahmen, die die Menschen in Not einfach ihrem Schicksal überlassen würden, sind nach seinen Worten nicht zu verantworten. Allererste Aufgabe sei die Bekämpfung der Fluchtursachen.

"Der einzige wirklich gangbare Weg zur Begrenzung der Zahl der Flüchtlinge, die hierher kommen, ist eine solidarische Verteilung auf viele Länder und die Sicherstellung von Schutz in diesen Ländern sowie von Bedingungen, die ein Leben in Würde ermöglichen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.12.2015

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