EU plant Ausbau des Hochgeschwindigkeits-Schienennetzes

Angesichts überlasteter Straßen und ehrgeiziger Klimaziele plant die EU-Kommission einen großflächigen Ausbau der europäischen Schienennetze.

Brüssel (dts Nachrichtenagentur) - Besonderen Handlungsbedarf sieht Brüssel nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe) dabei bei transnationalen Trassen, die die Mitgliedsländer miteinander verbinden und den Schienenwegen für den Hochgeschwindigkeitsverkehr. In ihrem Weißbuch, welches die Kommission am Montag vorstellt, heißt es: "Ziel ist es, dass die Größe des Hochgeschwindigkeitsnetzes in den Mitgliedsländern bis 2030 auf das Dreifache des heutigen Standes ausgebaut wird." Bis 2050 soll die Mehrheit der Passagiere, die so genannte mittlere Entfernungen zurücklegt, innerhalb der EU in Zügen unterwegs sein.

"Dafür ist es nötig, dass es bis dahin in Europa ein lückenloses Hochgeschwindigkeitsnetz gibt." Es müsse ein "dichtes Bahnnetz aller Mitgliedsstaaten" geschaffen werden. Weltweit investieren immer mehr Ländern in den Bau von Trassen von Superschnellzügen.

"Das weltweite Netz für Hochgeschwindigkeitsverkehr wird von heute knapp 18.000 Kilometer auf über 40.000 Kilometer bis 2015 wachsen. Ebenso wird in diesem Zeitraum die Zahl der weltweit im Einsatz stehenden Hochgeschwindigkeitszüge von derzeit rund 2.500 auf fast 5.000 steigen", prognostiziert Maria Leenen, Geschäftsführerin des Bahnberatungsunternehmens SCI Verkehr. Das Hochgeschwindigkeitsgeschäft der Schienentechnikhersteller und Bahnbauer brummt seit Jahren, die Tendenz ist weiter steigend.

2010 wurden weltweit 5,6 Milliarden Euro in die Neubeschaffung und 2,8 Milliarden Euro in die Wartung und Instandhaltung der Superschnell-Züge investiert. Das Weißbuch der EU ist das dritte seit 1992. Es ist für den Moment eine reine Diskussionsgrundlage, aus der aber konkrete Gesetzesvorschriften erwachsen sollen. Während die EU-Kommission Ende der 90-er noch sehr stark den Umweltaspekt betonte, ist sie mittlerweile bemüht, Verkehrspolitik vor allem als Wirtschaftspolitik zu machen.

Doch der große Haken sind die Kosten: Allein das Kernnetzwerk bis 2020 auszubauen, würde 550 Milliarden Euro kosten. Davon könnte die EU maximal 85 Milliarden Euro stemmen - der Rest muss aus den 27 EU-Staaten und der Privatwirtschaft kommen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.03.2011

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