EU-Industriekommissar Tajani sieht Italien als "verlässlichen Partner"

Der für Industriepolitik zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Antonio Tajani, weist Spekulationen zurück, wonach sein Heimatland nach der Wahl an Vertrauen als verlässlicher Partner in Europa einbüßen könnte.

Brüssel/Rom (dts Nachrichtenagentur) - "Italien ist ein Gründungsmitglied der EU und hat immer für mehr Integration und Stabilität gearbeitet", sagte Tajani dem "Handelsblatt". Italien sei ein verlässlicher Partner. Gleichwohl warnt er davor, die Bürger in der Krise zu überfordern.

"Eine von oben, nach dogmatischen Ansätzen verordnete Politik wird die Probleme in der Eurozone nicht beenden. Wir sollten offener werden für die Bedürfnisse der Menschen. Austeritätspolitik werden sie nur akzeptieren, wenn wir ihnen gleichzeitig Hoffnung geben", betonte der Italiener.

Insofern sei es richtig, wenn die EU-Kommission immer wieder die Dringlichkeit einer Wachstum ankurbelnden Politik anmahne. Mit Blick auf eine neue Regierung sagte Tajani, sie solle sich schnellstens auf Maßnahmen konzentrieren, die der Industrie zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen, den Mittelstand unterstützen und Investitionen fördert. "Die Italiener sind bereit, Opfer zu bringen. Sie müssen aber darauf vertrauen können, dass die Politik auch kurzfristig Wachstum ankurbelt und Arbeitsplätze schafft. Anders gesagt: Die Realwirtschaft gehört ganz oben auf die Agenda", betonte Tajani. "Oberstes Ziel aller Reformanstrengungen sollte das Wohlergehen der von der Krise gezeichneten Bürger sein."

Auch wenn das Wahlergebnis dem einen oder anderen in Europa nicht gefalle, sei es zu akzeptieren: "Demokratie steht an oberster Stelle. Italien wird seinen Weg finden." Grillos politische Bewegung habe die Menschen ermutigt, ihrem Ärger freien Lauf zu lassen und dem gesellschaftlichen Missbehagen Ausdruck gegeben. "Wir tun gut daran, solche Botschaften zu verstehen und politisch drauf zu reagieren", sagte Tajani.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.02.2013

Zur Startseite