EU-Kommission fordert verstärkten Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit

Die Brüsseler EU-Kommission hat die Bundesregierung aufgefordert, ihren Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit zu verstärken.

Brüssel (dts Nachrichtenagentur) - "Der deutsche Ansatz bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ist zu stark auf die offiziell registrierten arbeitslosen Jugendlichen konzentriert", sagte der zuständige EU-Sozialkommissar Lazlo Andor der "Welt". "Deutschland muss mehr tun, um die Jugendgarantie, wonach jeder Jugendliche unter 25 Jahren nach vier Monaten einen Job, Ausbildungs- oder Praktikumsplatz erhalten soll, umzusetzen". Die registrierte Jugendarbeitslosigkeit liege zwar nur bei 7,8 Prozent, betonte der Kommissar.

Die wahre Jugendarbeitslosigkeit sei aber viel höher. "In Deutschland gibt es 370.000 arbeitslose Jugendliche, die nicht in den offiziellen Statistiken auftauchen, weil sie nicht nach Arbeit suchen und nicht in Ausbildung oder Schulung sind. Das ist eine sehr hohe Zahl, die ein Grund zur Sorge ist."

Viele dieser Jugendlichen seien Migranten oder Außenseiter der Gesellschaft. "Aus Sicht der EU-Kommission muss die deutsche Politik sich um diese Gruppe viel stärker kümmern", sagte der EU-Sozialkommissar. Mit Blick auf Kanzlerin Angela Merkel, die in jüngster Zeit kritisiert hatte, dass von den sechs Milliarden Euro der so genannten EU-Jugendbeschäftigungsinitiative bisher noch kein Geld ausgezahlt worden wäre, sagte Andor: "Wer Jugendarbeitslosigkeit wirksam bekämpfen will, muss Arbeitsplätze durch nachhaltiges Wachstum schaffen und nicht auf einen einseitigen Sparkurs setzen oder durch exzessive Exportüberschüsse auf Kosten anderer Volkswirtschaften wachsen."

Außerdem habe sich Frankreich Anfang Juni erfolgreich qualifiziert und erhalte aus den Töpfen der Jugendbeschäftigungsinitiative und des Europäischen Sozialfonds 432 Millionen Euro. "Auch Italien dürfte demnächst Geld aus der Jugendbeschäftigungsinitiative erhalten. Es stimmt also nicht, dass nichts passiert und dass kein Geld fließt."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.07.2014

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