EU-Task-Force-Chef: Tourismus in Griechenland 2012 mit negativer Entwicklung

Die schwierige wirtschaftliche Lage und die antieuropäische Stimmung in Griechenland hinterlässt offenbar Spuren im Tourismus.

Athen (dts Nachrichtenagentur) - "Im vergangen Jahr hat sich der Sektor sehr gut entwickelt. Für dieses Jahr sieht es weniger gut aus als 2011", sagte der Chef der EU-Task-Force, Horst Reichenbach, dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe). Er schließt nicht aus, dass auch antideutsche Kampagnen in Griechenland inzwischen Wirkung zeigten.

"Die Zahl deutscher Touristen ist in der Tat rückläufig. Da mag die Stimmung im Land eine Rolle spielen", sagte Reichenbach. Sicher habe das aber auch etwas damit zu tun, dass sich die Lage in Nordafrika stabilisiert und die Menschen die dortigen Tourismusziele wieder ins Auge fassten.

Reichenbach leitet seit September 2011 die Task-Force der EU zur Unterstützung Griechenlands bei der Reform der Verwaltung. In seinem jüngsten Bericht attestierte er dem Land erste Fortschritte bei der Bewältigung der Krise. So hätten die Behörden mehr Steuern eingetrieben, als gedacht.

Und auch der Abruf von EU-Geldern für den Aufbau des Landes habe sich beschleunigt. Mit seiner Sparpolitik und der gelungenen Beteiligung Privater am Schuldenschnitt habe Athen das "Fundament für Fortschritte" gelegt: "Griechenland hat Einzigartiges geleistet. Man ist an die Grenzen dessen gegangen, was die Menschen zu tragen bereit sind."

Dass von den für Mai geplanten Neuwahlen und einem drohenden Umbruch in der Parteienlandschaft neues Chaos ausgehen könnte, glaubt Reichenbach nicht. "Die Wahrscheinlichkeit, dass die politischen Kräfte, die die Vereinbarungen mit der EU und dem IWF getroffen haben, auch künftig die Geschicke des Landes mitbestimmen, ist hoch. Die zwei großen Parteien Pasok und Nea Demokratia haben akzeptiert, dass an der Umsetzung des Sparpakets kein Weg vorbeiführt", betonte Reichenbach. Manch andere Partei habe ähnliche Signale ausgesandt. Bei den Anstrengungen das Land zu reformieren, dürfe die Regierung aber nicht nachlassen, warnte Reichenbach. Als Beispiel nannte er den Bereich Exportwirtschaft. Die Ausfuhrvorgänge dauerten mit 20 Tagen immer noch doppelt so lange wie im Durchschnitt der EU. Immer noch würden 90 Prozent aller Ausfuhrwaren physisch kontrolliert. Hier gebe es enormes Verbesserungspotenzial. Große Fortschritte macht Reichenbach bei der Ausgabenkontrolle aus: "Die Fortschritte bei der Budgetkontrolle sind erstaunlich. Es gibt inzwischen erstmals einen kompletten Überblick über die Ausgaben des Landes, sowohl auf zentraler Ebene wie auch in den Regionen und im Lokalen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.03.2012

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