EU-Währungskommissar attackiert Athen im Streit um Reparationen

EU-Währungskommissar Pierre Moscovici kommt Deutschland im Streit mit Griechenland über Reparationsforderungen zu Hilfe: "Es ist überhaupt nicht zielführend, die Vergangenheit für politische Zwecke in der Gegenwart zu missbrauchen", sagte Moscovici in einem Interview mit der "Welt".

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die neue griechische Regierung fordert von Deutschland Reparationszahlungen aus dem Zweiten Weltkrieg und hatte diese Diskussion mit den Verhandlungen über neue Rettungshilfen vermengt. Wie zuvor Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) schloss Moscovici einen Austritt Griechenlands aus dem Euro nicht aus. "Wir werden Griechenland nicht zu jedem Preis in der Euro-Zone halten, sondern zu strikten Bedingungen, die für beide Seiten akzeptabel sind", sagte er.

"Finanzielle Unfälle können passieren. Unsere Aufgabe ist es aber nicht, diese zu organisieren, sondern sie zu verhindern", sagte der EU-Kommissar weiter. Moscovici warnte zugleich, ein Austritt Griechenlands würde der Euro-Zone "großen Schaden" zufügen.

Der Euro sei mehr als nur ein System fester Wechselkurse, er sei eine Einheitswährung. "Wird ein Teil davon herausgebrochen, nimmt der Währungsraum als ganzes Schaden, weil seine Integrität in Frage gestellt wird." Moscovici stellte Athen überdies ein Entgegenkommen in Aussicht, sollte sich die Regierung kooperationsbereit zeigen.

Allen Beteiligten sei klar, "ein mögliches drittes Rettungspaket muss anders aussehen als seine Vorgänger", sagte der EU-Kommissar. Moscovici lobte in dem Gespräch mit der Zeitung Deutschland für seine Anstrengungen, die Investitionen zu erhöhen. "Es geht in die richtige Richtung", sagte der Kommissar mit Blick auf das 15-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm der Bundesregierung.

"Aus Sicht der EU-Kommission hat Deutschland aber noch finanziellen Spielraum für höhere Investitionen", sagte Moscovici. Deutschlands Leistungsüberschuss war zuletzt immer weiter gestiegen und liegt deutlich über dem europäischen Schwellenwert von sechs Prozent. Mit Sanktionen muss Deutschland aber vorerst nicht rechnen. "Definitiv nicht! Deutschland ist der Motor Europas und darf nicht für seinen wirtschaftlichen Erfolg bestraft werden", sagte Moscovici.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.03.2015

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