Ehemaliger Bosnienbeauftragter: Serbisches Netzwerk half beim Verstecken von Mladic

Der ehemals Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, Christian Schwarz-Schilling, geht davon aus, dass serbische Autoritäten dafür gesorgt haben, dass der Kriegsverbrecher Ratko Mladic erst 16 Jahre nach dem Massaker im bosnischen Srebrenica mit etwa 8.000 Toten gefasst werden konnte.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Er hat sich 16 Jahre lang versteckt gehalten, und zwar vermutlich überwiegend in Serbien", sagte Schwarz-Schilling der "Mitteldeutschen Zeitung" (Freitag-Ausgabe). "Das wäre ohne ein Netzwerk innerhalb der serbischen Autoritäten nicht möglich gewesen wäre." Mitarbeiter des serbischen Innenministeriums hätten offenbar genauso die Hand über Mladic gehalten wie über den früheren Serbenführer Radovan Karadzic.

"Denn Mladic ist ja mehrmals gesehen und nicht verhaftet worden. Die Bemühungen, ihn zu verhaften, waren offensichtlich nicht sehr groß. Es gibt da noch starke renitente Kräfte."

Auch die Frage, ob nun der Weg frei sei für eine Aufnahme Serbiens in die Europäische Union, antwortete der ehemals Hohe Repräsentant: "Wenn man die dafür erforderlichen Kriterien nimmt, dann ist der Weg noch nicht frei. Es wäre vielmehr erforderlich, dass man den Serben jetzt reinen Wein einschenkt und sagt, welche Reformen durchgeführt werden müssen. So bedarf etwa das Justizsystem einer grundlegenden Reform. Die Auswahl von Richtern und Staatsanwälten muss im Sinne eines demokratischen Rechtsstaates vorgenommen werden. Außerdem dürfen das Kosovo und Bosnien-Herzegowina nicht weiter behindert werden. Serbien muss gutnachbarliche Beziehungen schaffen. Denn Serbien ist heute der Faktor, der diese Region destabilisiert und nicht vorwärts kommen lässt."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.05.2011

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