Ehemaliger Gaddafi-Vertrauter: Revolutionsführer fühlt sich von eigenen Leuten bedroht

Ein früherer enger Vertrauter des libyschen Staatschefs Gaddafi geht davon aus, dass dem Revolutionsführer Gefahr aus dessen unmittelbarer Umgebung droht.

Tripolis (dts Nachrichtenagentur) - Nuri al-Mismari, der fast 40 Jahre Protokollchef in Tripolis war, sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", Gaddafi habe bei seiner jüngsten Fernsehansprache eine kugelsichere Weste und einen Kopfschutz unter Umhang und Turban getragen. "Offenbar fühlt er sich nicht einmal vor seinen eigenen Leuten und einem staatlichen Fernsehteam sicher." Zugleich warnte al-Mismari vor der Unberechenbarkeit des Diktators.

"Es finden Massaker statt, jeden Tag, jeden Moment", sagte er "Focus". Gaddafi kenne "nichts anderes als Gewalt, wenn er in die Enge getrieben ist". Der Revolutionsführer sei jetzt extrem nervös, habe Gesundheitsprobleme und agiere wie jemand, der nicht mehr klar denkt.

Der ehemalige Protokollchef hält es offenbar nicht für ausgeschlossen, dass Gaddafi auch chemische Waffen einsetzt. Nuri al-Mismari war im Dezember nach Frankreich geflohen, weil er beim Zwist zwischen den Gaddafi-Söhnen in Ungnade gefallen war. Er hat Angst um seine beiden Töchter, die noch in Tripolis sind.

Vor wenigen Tagen wurden sie von Gaddafis Geheimpolizei gekidnappt und ins staatliche Fernsehen geschleppt. Dort mussten sie sich öffentlich von ihrem Vater distanzieren.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.02.2011

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