Empörung über Lambsdorffs Rücktrittsforderung an Dijsselbloem

Spitzenpolitiker von Union und Opposition haben die Rücktrittsforderung des FDP-Europapolitikers Alexander Graf Lambsdorff an den neuen Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem scharf zurückgewiesen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Lambsdorff hatte Dijsselbloems Vorgehen in der Zypern-Krise als "geradezu dilettantisch" kritisiert und verlangt, er müsse "Platz machen für einen Profi". Dijsselbloem sei ein "ruhiger und besonnener Politiker, der sich auch durch solche Angriffe nicht aus der Ruhe bringen lässt, sondern richtigerweise an dem eingeschlagenen Weg festhält. Wir können froh sein, einen solch besonnenen Fachpolitiker in dieser stürmischen Zeit zu haben", sagte Unions-Fraktionsvize Michael Meister (CDU) dazu "Handelsblatt-Online".

Überdies liege das Zypern-Problem nicht in Brüssel, sondern in Nikosia, fügte der CDU-Politiker hinzu. Vor Monaten habe Zypern den Antrag auf Hilfen gestellt, dann sei aber jegliche Verhandlung vom damaligen kommunistischen Präsidenten verhindert worden. "Und auch jetzt zeigt sich der Dilettantismus der zypriotischen Politik."

Auch der SPD-Fraktionsvize Joachim Poß nahm den Eurogruppenchef in Schutz. "Herr Dijsselbloem hat die Verhandlungen nicht alleine geführt und die dort getroffenen Entscheidungen nicht alleine zu verantworten", sagte Poß. Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble war mit der Zustimmung von Kanzlerin Angela Merkel (beide CDU) an diesem "dilettantischen Krisenmanagement" beteiligt.

"Die Rücktrittsforderung von Herrn Lambsdorff ist nur der Ruf nach einem sozialdemokratischen Sündenbock", sagte Poß. Die Grünen-Chefhaushälterin Priska Hinz nannte Lambsdorffs Rücktrittsforderung ein billiges politisches Manöver. Dijsselbloem habe vor dem Europäischen Parlament seinen Fehler schon eingestanden.

"Auf ein solches Eingeständnis warten wir von der deutschen Regierung bis heute", sagte Hinz. "Insbesondere der deutsche Finanzminister hätte einer Lösung, die auch die Kleinsparer heranzieht, niemals zustimmen dürfen." Schließlich sei er "maßgeblich beteiligt" gewesen. "Wenn die FDP jetzt den Rücktritt von Dijsselbloem fordert, müsste sie konsequenterweise auch den Rücktritt von Schäuble fordern", sagte Hinz. Sie finde aber, dass man sich in der gegenwärtigen Situation mit solchen "Schnellschüssen" zurückhalten müsse. "Jetzt soll nicht über Personalien diskutiert werden, sondern über eine tragfähige Lösung für Zypern."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.03.2013

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