Eon-Chef kritisiert Atom-Haftungspläne der Bundesregierung

Eon-Chef Johannes Teyssen fordert von der Bundesregierung, sich an den Kosten der Atommüll-Entsorgung und dem Rückbau der Kraftwerke zu beteiligen: "Ich will mich nicht in die Büsche schlagen; die Energieversorger tragen Verantwortung für die Kernkraftwerke. Aber nicht alleine, sondern gemeinsam mit der Politik", sagte er im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" und "Zeit Online". Bislang müssen die Energiekonzerne nur maximal fünf Jahre für den Rückbau der Atomkraftwerke zahlen, wenn die Atomsparte auf ein Tochterunternehmen übertragen und in die Eigenständigkeit entlassen wird. Die Bundesregierung will diesen Zeitraum mit dem sogenannten Nachhaftungsgesetz bis zum Abschluss der Endlagerung verlängern – also bis frühestens 2075. "Ich finde das Gesetz zur Haftung unnötig und vorschnell", sagte Teyssen.

Das Gesetz, über das Union und SPD seit Monaten streiten, hat große politische Relevanz, da die Energiekonzerne Eon und RWE ihre Konzernstruktur gerade umbauen. Kernkraftgegner befürchten, dass sie sich mit Abspaltungen einzelner Geschäftsfelder um die Haftung für den Rückbau der Meiler drücken wollen. Mit dem Auftreten der eigenen Branche in den vergangenen Jahren geht der Eon-Chef hart ins Gericht.

"Ich glaube, es gab eine Phase einer gewissen Hybris und Arroganz der Energiewirtschaft gegenüber der Politik." Eon sei vor einigen Jahren für wenige Wochen das wertvollste Unternehmen Deutschlands gewesen. "Bei Börsenstrompreisen von 80 Euro je Megawattstunde – heute sind es knapp 30 Euro – konnten wir vor dem Geld der Investoren kaum weglaufen. Da haben manche, vielleicht auch ich, den Fehler gemacht, zu glauben, das sei unserer tollen Leistung zu verdanken."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 07.01.2016

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