Erdogan fühlt sich von der EU "ungerecht behandelt"

Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan hat die ablehnende Haltung der Bundesregierung zu einem EU-Beitritt seines Landes erneut scharf kritisiert.

Ankara/Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview der "Bild"-Zeitung (Donnerstagausgabe) beklagte Erdogan, die Türkei werde "ungerecht behandelt". Erdogan warf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy indirekt Gleichgültigkeit vor. Wörtlich sagte er: "Seitdem Kanzlerin Merkel und der französische Staatspräsident Sarkozy regieren, werden wir nicht einmal mehr zu den EU-Gipfeln eingeladen, wo wir früher eingeladen wurden."

Die Türkei habe "sehr lange" darauf gewartet, dass Merkel ihre Haltung zu einem EU-Beitritt seines Landes ändere, bedauerte der türkische Regierungschef und stellte fest: "Aber nichts ist passiert." Erdogan betonte: Die Türkei erfülle die Beitritts-Bedingungen "schon jetzt besser als manches Land, das heute Mitglied der EU ist." In der "Bild-Zeitung" trat der türkische Regierungschef zugleich aber dem Eindruck entgegen, sein Land wende sich von Europa ab: "Keine Sorge, das ist nicht wahr. Die Türkei wendet sich nicht von Europa ab." Erdogan schränkte allerdings ein: "Wenn Europa uns wegen einiger Länder weiter die kalte Schulter zeigt, müssen wir uns natürlich grundsätzliche Gedanken machen." Der Ministerpräsident ging auch auf die Entwicklung in Griechenland ein.

Ankara sehe "die Misere Griechenlands mit Bedauern". Trotz alter Rivalitäten seien die Griechen "unsere Nachbarn und Freunde", versicherte Erdogan. Er machte aber auch deutlich, dass Griechenland nicht mit finanzieller Unterstützung der Türkei werde rechnen können: "Wir werden nichts tun, was die türkische Stabilität in Gefahr bringt", so der Ministerpräsident.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 03.11.2011

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