Ethikrat-Vize kritisiert Intransparenz bei Babyklappen

Angesichts der neuen Studie des Deutschen Jugendinstituts über Babyklappen und anonyme Geburten kritisiert die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, die Kölner Medizinethikerin Christian Woopen, die Intransparenz bei Babyklappen und anonymen Geburten und fordert eine Beendigung dieser Angebote.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es ist außerordentlich erschreckend, dass bei einem Fünftel der Kinder, die anonym geboren oder in Babyklappen abgelegt wurden, der weitere Verbleib nicht geklärt ist. Dies ist nicht hinnehmbar, und deshalb folgt aus der Verantwortung des Staates für die Kinder, dass jene Einrichtungen geschlossen werden", sagte Woopen der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe). In der für das Bundesfamilienministerium erstellten Studie wird festgestellt, dass seit 1999 insgesamt 973 Kinder in Babyklappen abgegeben oder bei anonymen Geburten auf die Welt gekommen sind, dass aber die Träger dieser Angebote zu 21,6 Prozent der Babyklappen-Kinder und zu 23 Prozent der anonym Geborenen keine Angaben über den Verbleib der Kinder machten.

Dadurch sieht Woopen die vom Ethikrat vor zwei Jahren bekundete Ablehnung dieser Angebote bestätigt. "Die Studie des Deutschen Jugendinstituts bestätigt die Analysen und Empfehlungen des Deutschen Ethikrates. Das betrifft vor allem die offensichtliche Intransparenz bei vielen Einrichtungen und die daraus folgende Notwendigkeit für den Staat, seiner Schutzpflicht gegenüber den betroffenen Kindern nachzukommen", sagte Woopen.

Dies, so die Medizinethikerin weiter, "gilt umso mehr, als den Frauen durch die anonymen Angebote nicht geholfen wird. Denn man entlässt sie in eine Anonymität, in der sie mit ihrer Not unverändert allein bleiben und in der sie ihre eigentlich ja vorhandene Fürsorgeabsicht gegenüber dem Kind nicht umsetzen können." Woopen forderte, jetzt "umzusetzen, was die Mehrheit des Ethikrates vor zwei Jahren gefordert hat: Hilfsangebote für Schwangere in Notlagen müssen ausgebaut und besser bekannt gemacht werden, eine gesetzliche Grundlage für eine vertrauliche Kindesabgabe muss geschaffen werden, und die anonymen Angebote sollten beendet werden."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.01.2012

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