Euro-Krise: FDP-Politiker Lambsdorff attackiert Schäuble

Führende deutsche EU-Parlamentarier dringen auf eine schnelle Lösung der Euro-Krise.

Berlin/Brüssel (dts Nachrichtenagentur) - Der Chef der Liberalen im EU-Parlament, Alexander Graf Lambsdorff, sagte der Zeitung "Die Welt" (Samstagausgabe): "Kein Regierungschef darf jetzt in Urlaub fahren. Die Krise macht keine Ferien, und sie wird schlimmer, je länger gewartet wird." Es müsse jetzt, so Lambsdorff weiter, schnell gehandelt werden.

"Die Märkte erwarten klare und überzeugende Antworten. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den EU-Regierungen über die richtige Krisenstrategie müssen endlich aufgelöst werden." Neben Lambsdorff drücken auch weitere deutsche Europaparlamentarier aufs Tempo.

Markus Ferber, Chef der CSU im EU-Parlament, sagte dem Blatt: "Die EU darf nicht mit einer offenen Wunde in die Sommerpause gehen. Der Euro liefe sonst Gefahr, kurzfristigen Spekulationsattacken ausgesetzt zu sein." Der Vorsitzende der Sozialisten im EU-Parlament, Martin Schulz (SPD), betonte: "Das Rauszögern und Taktieren, die Uneinigkeit und die Kakophonie der verantwortlichen EU-Politiker in der Euro-Krise müssen ein Ende haben. Sie verwirren die Menschen und beflügeln die Spekulanten." Jetzt sei Einigkeit erforderlich. "Die EU-Regierungen müssen endlich ein Gesamtpaket präsentieren, das die Märkte beruhigt – je schneller desto besser."

Zugleich kritisierte der FDP-Wirtschaftsexperte Lambsdorff Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wegen seiner Äußerungen zum Euro scharf. Lambsdorff: "Die Bemerkung von Wolfgang Schäuble, der Euro als Ganzes sei in Gefahr, ist alles andere als hilfreich. Besser wäre, er würde endlich eine Lösung präsentieren, die akzeptiert wird und Bestand hat." In Brüsseler Diplomatenkreisen stieß Schäubles Aussage ebenfalls auf Unverständnis. "Sie kann dazu führen, dass die Zinsen für die Krisenstaaten weiter steigen", sagte ein EU-Diplomat. Hintergrund: Schäuble hatte am Freitag in einem Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" gesagt: "Diese von Griechenland ausgelöste Vertrauenskrise gefährdet inzwischen den Euro als Ganzes."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 16.07.2011

Zur Startseite