Euro-Rettung: Ökonom warnt eindringlich vor "Blankoscheck" für EZB

Der Frankfurter Ökonom Thorsten Polleit hat mit eindringlichen Worten vor den Folgen eines "Blankoschecks" für die Europäische Zentralbank (EZB) bei der Euro-Rettung gewarnt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die "besondere Gefahr" des EZB-Vorhabens, notfalls in unbegrenztem Ausmaß marode Anleihen von Euro-Ländern zu kaufen, bestehe darin, dass es einen "wichtigen Schutzwall" schleife, der die Zentralbank gegen politische Begehrlichkeiten abschirmen soll. "Der EZB wird eine zerstörerische Macht in die Hände gelegt: die Macht, den Euro entwerten zu können", schreibt der Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH und Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance & Management in einem Gastbeitrag für "Handelsblatt-Online". Diese Macht werde früher oder später genutzt, ist sich Polleit sicher.

"Schließlich ist die Zentralbank nur auf dem Papier eine unabhängige Institution, nicht aber in der Praxis, in der die wachsende Verschuldung von Regierungen und den von ihnen begünstigen Gruppen das Interesse an höherer Inflation nährt." Das Anleiheaufkaufprogramm werde sich daher als "Carte Blanche" für die EZB erweisen, um eine Inflationspolitik zu betreiben. Von der Euro-Verhandlung beim Verfassungsgericht in Karlsruhe erwartet Polleit keine Signale gegen die EZB-Krisenpolitik.

Die Entscheidung dürfte längst gefallen sein, schreibt der Ökonom, der auch Präsident des Ludwig-von-Mises-Instituts Deutschland ist. Der Euro-Raum solle zusammengehalten und Zahlungsausfälle von Staaten abgewendet werden. "Das macht in letzter Konsequenz eine Monetarisierung von Staatsanleihen unumgänglich – entweder in Form von EZB-Direktkäufen oder von Anleihekäufen durch Geschäftsbanken, finanziert von der EZB", so Polleit.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 12.06.2013

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