Europäische Ratingagentur braucht Regulierungshilfe durch EU-Kommission

Markus Krall, der als Partner der Unternehmensberatung Roland Berger derzeit eine europäische Ratingagentur aufbaut, hält eine Regulierung seitens der EU-Kommission für nötig, um den Einfluss der Agenturen auf die Finanzmärkte einzudämmen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Wir glauben, dass Regulierung nötig ist", sagte Krall der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe). So sieht der Regulierungsvorschlag von Binnenmarktkommissar Michel Barnier vor, dass Investoren für Ratings zahlen und nicht die Emittenten von Wertpapieren. Jedoch zeigte sich Krall auch überzeugt, "dass es aber auch mehr Wettbewerbs bedarf, den der Regulator nicht herstellen kann, weil es einfach zu wenige Marktteilnehmer gibt".

Bislang haben Investoren allerdings kaum Anreize, für Ratings selbst Geld zu bezahlen. An dieser Stelle braucht Krall die EU-Kommission: "Der Regulator muss dann den Investoren sagen: Eins dieser Ratings müsst ihr kaufen. So findet auf der Plattform ein Preis- und Qualitätswettbewerb statt."

Unternehmensberater Krall hat eine recht kühle Distanz zu Ratings. Die etablierten Anbieter sehen darin eine Meinungsäußerung und fürchten um die Freiheit des Worts, wenn die Kommission sie wie geplant für "falsche Ratings" schadenersatzpflichtig machen will. Krall sieht Ratings auch als "Produkt, und zwar eines, das großen Einfluss auf die Finanzmärkte hat".

Deswegen ist er der Forderung gegenüber aufgeschlossen, für eine Veröffentlichung und ihre Folgen zu haften: "Wir sind für eine Haftung, weil es eine Produkthaftung immer geben sollte." Barniers Regulierungsvorschläge kommen Krall entgegen, während sich die etablierten Agenturen sie als Gefahr sehen. "Neuen Anbietern soll der Markteintritt erleichtert werden und den etablierten soll das Leben schwer gemacht werden", sagte Torsten Hinrichs, Deutschland- und Nordeuropachef von Standard & Poor`s.

Das Geschäftsmodell von S&P, Moody`s und Fitch, nämlich Emittenten bezahlen zu lassen, würde "klar benachteiligt", sagte er. "Dabei gibt es überhaupt keine Evidenz dafür, dass das heutige Modell nicht funktioniert."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.11.2011

Zur Startseite