Europabanker Mirow kritisiert Bundespräsident Wulff

Thomas Mirow, Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, hat Bundespräsident Christian Wulff für dessen Kritik an der Europäischen Zentralbank angegriffen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Im Gespräch mit der "Zeit" sagte er: "Wer die EZB kritisiert, muss sich mit der Frage auseinandersetzen, welche Alternativen es gegeben hätte. Mir scheint klar zu sein, dass die EZB in der Situation die einzige Institution war, die intervenieren konnte. Und ich glaube, dass wir ohne eine solche Intervention zusätzliche Probleme im europäischen Bankensektor bekommen hätten, die die Lage weiter verschlimmert hätten."

Wulff hatte die Entscheidung der EZB, Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen, um die Märkte zu stützen, als problematisch bezeichnet. Mirow sprach sich dafür aus, die Anpassungslasten in Europa besser zu verteilen. "In vielen Ländern belastet der Sparkurs gerade diejenigen, die auch vom Boom nicht viel gehabt haben. Deshalb müssen wir überlegen, wie wir bestimmte Gruppen schonen, und andere stärker belasten." Auch die Einführung einer Steuer auf Finanztransaktionen sei in diesem Zusammenhang sinnvoll. Dagegen sieht er wenig Spielraum, gegen den drohenden Abschwung der Weltwirtschaft mit niedrigen Zinsen oder höheren Staatsausgaben vorzugehen.

"Die Staaten, und auch die Zentralbanken, haben sich verausgabt. Es ist kaum mehr trockenes Pulver übrig."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 31.08.2011

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