Europaparlament will Vertriebsprovisionen beim Verkauf von Bankprodukten weiter zulassen

Banken und selbstständige Finanzmakler sollen weiterhin Provisionen für den Verkauf von Finanzprodukten kassieren dürfen.

Straßburg (dts Nachrichtenagentur) - Das fordert der federführend zuständige Europaparlamentarier Markus Ferber (CSU) laut dem "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) in seinem Bericht zur neuen EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II. "Wertpapierberatern soll es nicht untersagt werden, Verkaufsanreize anzunehmen", heiße es in dem Bericht. Banken und Wertpapierberatern solle lediglich vorgeschrieben werden, die Kunden noch vor Abschluss des Geschäfts über die Provisionen zu informieren. Das Europaparlament bleibt damit hinter dem Richtlinienentwurf von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier zurück.

Der Kommissar wollte Finanzmaklern, die sich selbst als unabhängig bezeichnen, verbieten, Provisionen von Banken und Investmentfirmen anzunehmen. Im Europaparlament war sogar die Forderung laut geworden, die Provisionen ganz abzuschaffen. Ferber will die Banken auch nicht dazu zwingen, telefonische Verkaufsgespräche aufzuzeichnen.

Barnier hatte das in seinem Entwurf gefordert, um nachträgliche Kontrollen des Verkaufsgesprächs zu erleichtern. Parlamentarier Ferber plädiert zwar ebenfalls für eine Dokumentation der Beratungsgespräche in der Bank, die Form will er aber den EU-Mitgliedstaaten überlassen. In Deutschland ist ein schriftliches Beratungsprotokoll vorgeschrieben, dessen Qualität umstritten ist.

Weil deutschen Anlegern nach einer vom Bundesministerium für Verbraucherschutz in Auftrag gegebenen Studie durch falsche Finanzberatung jährlich Schäden von 20 bis 30 Milliarden Euro entstehen, fordern die Grünen im Europaparlament radikale Maßnahmen: "Die Entwicklung und der Vertrieb von Finanzprodukten müssen eigentumsrechtlich strikt voneinander getrennt werden", sagte Grünen-Europaparlamentarier Sven Giegold dem "Handelsblatt".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.03.2012

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