Ex-AfD-Chef Adam kann keinen Rechtsruck seiner Partei erkennen

Der ehemalige Co-Vorsitzende der AfD, Konrad Adam, kann einen Rechtsruck der AfD im Rückblick auf den Parteitag in Essen nicht erkennen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Viel mehr Sorgen als ein angeblicher Rechtsruck macht mir die Missachtung von Recht und Ordnung", sagte er "Zeit Online". "Ich habe Grund, an der Unabhängigkeit mancher Schiedsgerichte der Partei zu zweifeln." Und auch auf dem Essener Parteitag habe er erlebt, dass "grundlegende demokratische Prozesse und Werte" nicht immer beachtet worden seien.

"Da wurden Wahllisten von der Parteiführung vorgegeben und vom Wahlvolk widerspruchslos nachvollzogen. So etwas ruiniert die Demokratie", sagte Adam. "Diese Methoden müssen sich ändern, damit ich mich in dieser Partei noch Zuhause fühle."

Über einen Austritt aus seiner Partei als Konsequenz aus dem Essener Parteitag habe er aber noch nicht entschieden. "Ich bin mir noch nicht sicher", sagte er. Eine Zeitangabe wolle er für seine Bedenkzeit auch nicht geben.

"Das könnte wie ein Ultimatum klingen, und Ultimaten schätze ich nicht." Auf jeden Fall schließt Adam den Eintritt in eine neue Partei aus. Auf die Frage, ob er in eine neue Partei eintreten würde, sollte diese etwa von Bernd Lucke und seinen Anhängern gegründet werden, sagte er wörtlich: "Nein."

"Ich würde nicht noch einmal versuchen, eine neue Partei zu gründen", sagte Adam. "Ein zweiter Versuch hätte kaum eine Chance, weil sich das Aufbruchs-Gefühl, das die Mitglieder zunächst befeuert hatte, längst verloren hat." Er spüre in Reaktionen der Menschen derzeit viel Resignation und Müdigkeit. Kritik äußerte Adam erneut am Umgang mit Parteigründer Lucke in Essen. "Es war schändlich, den zweifellos verdienstvollen Parteisprecher Bernd Lucke mit Buhrufen herauszudrängen, begleitet von `Petry Heil` Rufen." Die Parteiführung habe zudem zwei grundsätzliche Fehler gemacht: "Wir haben unterschätzt, dass viele neue Mitglieder eine andere Position vertreten als sie von den Leitlinien vorgezeichnet worden ist." Das sei allerdings unvermeidbar für eine neue, schnell wachsende Partei. "Der zweite Fehler war es, eine Partei zu gründen, die zunächst auf ein einziges Thema setzt, und das Parteiprogramm erst später nachzuliefern", so Adam. "Wir hätten sonst von Anfang an Trennlinien und Verbote schärfer markieren können. Manches wäre uns dann erspart geblieben."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 07.07.2015

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