Ex-Botschafter: US-Regierung nimmt Verärgerung sehr ernst

Angesichts der Empörung über den US-Lauschangriff auf das Mobiltelefon der Bundeskanzlerin versicherte der ehemalige US-Botschafter in Berlin, Philip D. Murphy: "Die US-Regierung nimmt die Verärgerung der Deutschen sehr ernst."

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Zugleich rief Murphy im "Welt-Interview" Deutschland und die Europäer dazu auf, "keine Dinge zu tun, die nicht in unserem jeweiligen Interesse sind". Insbesondere warnte der Spitzendiplomat, der von August 2009 bis Juli 2013 als Botschafter in Berlin tätig war, vor einer Aussetzung der Verhandlungen über das Freihandels- und Investitionsabkommen (TTIP), die derzeit laufen. Merkel habe "völlig recht" mit ihrer Aussage, dass jetzt Vertrauen wieder aufgebaut werden müsse, sagte Murphy der "Welt" und fügte hinzu: "Und ich garantiere, dass der Präsident es genauso sieht: Vertrauen bildet die Basis jeder starken, bilateralen Beziehung, und es gibt keine stärkere Beziehung als die zwischen den USA und Deutschland."

Der ehemalige Botschafter zeigte sich sehr "absolut verärgert" über die Enthüllungen von NSA-Dokumenten durch Edward Snowden. Dieser habe "möglicherweise das Leben von Unschuldigen ohne Grund gefährdet". In einer Demokratie hätte es andere Wege für den ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter gegeben, mit Dingen umzugehen, die ihm missfielen.

"Aber die Vorstellung, dass jemand solche Unterlagen stiehlt und dann das Land verlässt, beleidigt mich", sagte Murphy. Murphy zeigte sich "zu 100 Prozent überzeugt", dass Deutsche und Amerikaner die aktuelle Krise durchständen. "Das mag einige Zeit dauern, das Vertrauen mag sehr erschüttert sein. Aber letztlich werden wir das überwinden", so der Botschafter gegenüber der "Welt". Als Begründung nannte er die Tatsache, dass die "Welt starke, funktionierende, kräftige deutsch-amerikanische Beziehungen braucht".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.10.2013

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